Sie verwies am Mittwoch in Marrakesch darauf, dass die Teuerungsrate noch weit über dem Ziel der US-Notenbank (Fed) von zwei Prozent liege. Zugleich sprächen die Konsumausgaben und der robuste Arbeitsmarkt für einen straffen geldpolitischen Kurs: Der Leitzins müsse möglicherweise weiter erhöht werden und noch einige Zeit restriktiv bleiben, sagte das Fed-Führungsmitglied. Mehrere US-Währungshüter argumentieren, dass mit dem jüngsten Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen die Notwendigkeit neuer Straffungsschritte abgenommen habe, da sich die Finanzmärkte bereits in die gewünschte Richtung bewegten.

Bowman räumte ein, dass sich die Finanzierungsbedingungen verschärft hätten. Dies erlaube der Fed geldpolitisch «ein wenig Geduld» walten zu lassen. Die Notenbank könne beobachten, wie sich das wirtschaftliche Umfeld und die Finanzierungsbedingungen weiter entwickelten. Doch seien letztere nur ein wichtiger Faktor, den die Fed im Blick halten müsse. Die Währungshüter sollten sich bereithalten, die Zinsen weiter zu erhöhen, wenn es beim Kampf gegen die Inflation zu Rückschlägen komme, betonte die Notenbankerin.

Für die am Donnerstag anstehenden September-Verbraucherpreisdaten erwarten Experten einen leichten Rückgang der Jahresteuerungsrate - auf 3,6 von 3,7 Prozent im August. Nach teils aggressiven Zinsschritten nach oben beliess die Fed den Leitzins im September in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Die Währungshüter fassen in ihrem Ausblick für 2023 jedoch noch einen Schritt von einem viertel Prozentpunkt ins Auge. Weitere Zinsentscheide stehen Anfang November und Mitte Dezember an.

Die Notenbank will die Inflation eindämmen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne den Wirtschaftsmotor abzuwürgen - dieses Szenario wird mit dem Bild einer weichen Landung verglichen. US-Finanzministerin Janet Yellen erwartet, dass diese trotz des wieder aufgeflammten Nahost-Konflikts gelingen wird: «Ich sehe die sanfte Landung für die USA weiterhin als Basis-Szenario», sagte die einstige Notenbankchefin. Dafür spreche der robuste Arbeitsmarkt und der sich abschwächende Lohndruck.

Allerdings sei die Lage in Nahost mit zusätzlichen Sorgen verbunden. Eine sanfte Landung der US-Wirtschaft sei daher nicht ausgemachte Sache, doch das wahrscheinlichste Ergebnis. Yellen sagte, man beobachte die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen des eskalierenden Konflikts. Diese dürften die globalen Wirtschaftsperspektiven ihrer Ansicht nach jedoch nicht in grösserem Masse trüben.

Der IWF zeichnete jüngst in seinem aktualisierten Ausblick für die Weltwirtschaft ein eher düsteres Bild. Auch nächstes Jahr dürfte die Weltwirtschaft nicht richtig in Schwung kommen. Dabei wurden die Angriffe der radikal-islamischen Hamas-Miliz auf Israel noch nicht berücksichtigt.

Laut Weltbankchef Ajay Banga muss sich die globale Wirtschaft darauf einstellen, dass Zinsen länger hoch bleiben. Dies dürfte Investitionen für Firmen erschweren, sagte er auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Marrakesch. Auch mit Blick auf die Ukraine und den Nahost-Konflikt fügte er hinzu, Kriege stellten die Notenbanken vor grosse Herausforderungen. 

(Reuters)