Für eine Senkung des Leitzinses unter die aktuelle Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent dürfte es nach Signalen von US-Notenbankchef Jerome Powell noch zu früh sein. Doch erhoffen sich Investoren Hinweise auf die Pläne zur Abkehr von der Hochzinspolitik, die ab Mitte des Jahres erwartet wird. Mit ihrem aktualisierten Zinsausblick können die Währungshüter den Finanzmärkten zugleich eine Orientierungshilfe geben, wie stark die geldpolitischen Zügel dieses Jahr gelockert werden sollen. Im Dezember hatten sie für 2024 eine Senkung um 0,75 Prozentpunkte avisiert - also drei Schritte nach unten.

Doch musste die Notenbank im Kampf gegen die starke Teuerung zuletzt einen Rückschlag hinnehmen: Die Inflation zog im Februar überraschend wieder an - Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, nach einer Teuerungsrate von 3,1 Prozent im Januar. Die Fed strebt einen Wert von zwei Prozent an. Laut Notenbankchef Powell ist es nicht ausgemachte Sache, dass die Teuerungsrate in Richtung des Zielwerts fallen wird. Die Währungshüter benötigten «grössere Zuversicht» in einen nachhaltigen Rückgang, bevor sie die Leitzinsen senken könnten, sagte er jüngst bei einer Anhörung im US-Kongress.

Laut Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank deutet die kurzfristige Preisentwicklung in den letzten drei Monaten sogar auf einen zunehmenden Inflationsdruck hin. Die «letzte Meile» der Inflationsbekämpfung scheine daher zumindest recht holprig zu werden: «Die Fed kann sich in ihrer vielfach geäusserten Vorsicht bestätigt fühlen. Eine kurzfristige Zinssenkung steht damit nicht an», so die Einschätzung des Ökonomen.

Zinssenkung im Sommer?

Beim geeigneten Zeitpunkt für eine Zinswende dürfte die Zentralbank nach Ansicht von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib vage bleiben: Powell werde zwar aller Voraussicht nach eine erste Zinssenkung für den Sommer in Aussicht stellen: «Er wird sich trotzdem die Option offen halten, eine Lockerung der Geldpolitik erst später zu beginnen.» Die Fed werde ihre Entscheidung von der weiteren Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lage abhängig machen. Grundvoraussetzung für eine Zinssenkung sei, dass die Fed von einem nachhaltigen Rückgang der Teuerungsrate Richtung Zwei-Prozent-Ziel überzeugt sei: «Die kommenden Datenpunkte müssen also die Zuversicht steigern, dass die Preissteigerungen wirklich unter Kontrolle sind, bevor damit begonnen wird, das Zinsniveau wieder zu senken», so die KfW-Chefvolkswirtin.

Die Fed fährt schon seit Längerem eine Hochzinspolitik und will damit auch den hochtourig laufenden Jobmotor bremsen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Die Wirtschaft wächst laut Powell in einem «soliden Tempo». Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass sie kurzfristig in eine Rezession abrutsche oder in irgendeiner Form davon bedroht sei.

«Bis zuletzt war die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich stärker als das Angebot, doch nimmt dieses Ungleichgewicht immer weiter ab», sagte Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment. Die Gefahr sinke, dass der Jobmotor heiss laufe und der Lohndruck erneut ansteige: «Mit dem nachlassenden Inflations- und Lohndruck kann die US-Notenbank im Sommer damit beginnen, ihre Leitzinsen zu senken.»

(Reuters)