An den Börsen wird damit gerechnet, dass die Federal Reserve auf ihrer Zinssitzung wie schon im September den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld um besonders kräftige 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Es wäre der vierte Jumbo-Zinsschritt der Fed in Folge. Der Leitzins würde damit künftig in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent liegen. Wie und mit welchem Tempo die einflussreichste Zentralbank der Welt danach auf ihrem Zinserhöhungskurs weiter voranschreiten will, ist aktuell die grosse Frage.
Da die Inflation in den USA nur langsam zurückgeht ist der Druck auf die Fed weiterhin hoch. Zuletzt lag im September die Teuerungsrate noch bei 8,2 Prozent nach 8,3 Prozent im August. Trotz des inzwischen dritten Rückgangs in Folge liegt die Inflation damit immer noch rund viermal so hoch wie von der Notenbank für die US-Wirtschaft angestrebt.
Nach der vorherigen Zinssitzung im September hatte Fed-Chef Jerome Powell gesagt, dass es "irgendwann" angebracht sein werde, das Tempo der Zinserhöhungen zu verlangsamen. Es müsse dann Bilanz darüber gezogen werden, wie sich der stärkste Anstieg der Kreditkosten seit 40 Jahren auf die Wirtschaft auswirke. Wann dieser Punkt erreicht ist und welche Kriterien dafür gelten, dürfte im über die Zinsen beratenden Offenmarktausschuss der Fed einer der zentralen Diskussionspunkte sein. Dies betrifft auch die Dezember-Zinssitzung. "Es scheint im Ausschuss noch kein Konsens zu bestehen über die bevorzugte Höhe einer Anhebung im Dezember, was Powells Fähigkeit einschränkt, Orientierungshilfe zu geben", meinen etwa die Experten des japanischen Finanzhauses Nomura.
Am den Termin-Märkten wird bereits heftig auf einen womöglich geringeren Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte im Dezember spekuliert. Auch die Spekulationen auf Zinssenkungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten zuletzt wieder zugenommen. Investoren an den Börsen dürften daher diesmal beim Zinsbeschluss der Fed noch viel mehr auf alle Hinweise achten, wie es mit dem Straffungskurs in den nächsten Monaten weitergeht.
(Reuters)