Seit September 2016 hat die Bank of Japan (BoJ) unerschütterlich geschworen, die Rendite ihrer 10-jährigen Staatsanleihen nahe null zu halten. Selbst als die Zentralbanken in den USA und im Euroraum begannen, die Zinsen zu erhöhen, blieb die BoJ standhaft. 

Die Verbraucherpreisinflation liegt seit neun Monaten über ihrem Ziel, und da die Zentralbank die Hälfte der japanischen Staatsschulden besitzt, beschweren sich Händler laut einer jüngsten Umfrage lautsstark, dass der Markt nicht richtig funktioniere. Doch es kam kein Zucken von der BoJ, im Gegenteil. In den ersten Januarwochen gab die Bank eine Rekordsumme von 169 Milliarden Dollar für den Kauf von Staatsanleihen aus, um ihre Zinspolitik aufrechtzuerhalten.

Blasenähnlich entwickelt sich auch der ständig steigende US-Aktienmarkt. Im Januar stieg der Nasdaq Index um mehr als 10 Prozent, obwohl Big Tech Zehntausende von Stellen abbaute und die von Big Tech präsentierten Gewinne alles andere als überzeugen konnten.

Das Wunschdenken hier ist, dass eine sich verlangsamende Wirtschaft die Federal Reserve dazu zwingen wird, ihre Leitzinsen bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres zu senken - obwohl Fed-Chef Jerome Powell wiederholt die gegenteilige Botschaft posaunte. Ferner sollen die Kostensenkungsbemühungen von Big Tech die Gewinne intakt halten.

Geschichten über chinesische Entwickler, die Hochhäuser in Geisterstädten bauen, tauchten vor einem Jahrzehnt auf, und Leerverkäufer zeigen ebenso lange mit dem Finger auf die enorme Verschuldung des Bauunternehmens China Evergrande Group. Doch der Bau boomte weiter, und die Regierung verhängte spezifische Massnahmen, um ihn im Jahr 2020 einzudämmen. Diese Wahrnehmungen halten sich hartnäckig. In der Vergangenheit waren Immobilien die Finanzanlageklasse mit der besten Performance für chinesische Haushalte, ebenso wie Aktien für Amerikaner.

FOMO - Fear Of Missing Out

Die Angst, etwas zu verpassen, veranlasste Investoren immer wieder, zu kaufen als gäbe es kein Morgen. Egal ob Nasdaq, japanische Bonds oder chinesische Immobilien. Unterdessen scheinen gar die japanischen Haushalte nicht mehr in der Lage zu sein, eine deflationäre Denkweise abzuschütteln. Das aktuelle Tempo des Lohnwachstums liegt immer noch deutlich unter den 3 Prozent, die BOJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda für notwendig hält, um sein langfristiges Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen.

Diesbezüglich lohnt es sich, die Massnahmen anzusehen, wie sie China ergriffen hat, um seine Immobilienblase zum Platzen zu bringen. Die Regulierungsbehörden untersagten Geschäftsbanken, Kredite an Entwickler zu vergeben, die als zu hoch verschuldet galten. Banken wurden davon abgehalten, Hypotheken zu vergeben.
Lokale Regierungen wurden angewiesen, den Verkauf von Grundstücken einzuschränken. Das harte Durchgreifen schickte Chinas Wirtschaft in das schwächste Wachstum seit der Kulturrevolution. Angesichts der Erfahrung in China ist es zweifelhaft, dass die anderen beiden Blasen in absehbarer Zeit platzen werden.

Wenn in Japan Premierminister Fumio Kishida Japans grösste Unternehmen nicht dazu zwingt, die Gehälter der Arbeiter auf sinnvolle Weise anzuheben, wird die deflationäre Denkweise verfestigt bleiben und der neue BOJ-Gouverneur wird die Zinsen weiter senken müssen. Und da die Glaubwürdigkeit der Fed in Frage gestellt wird, wird der technologielastige US-Aktienmarkt weiter steigen, als ob kein Gewinneinbruch bevorsteht.

(Bloomberg)