Die eigenen Finanzen sind in der Schweiz immer noch ein Tabu. Über Geld spricht man nicht, heisst es im Volksmund. Mit der diesjährigen Anlagestudie bringt der Online-Vergleichsdienst Moneyland aber etwas Licht ins Dunkle, was Herr und Frau Schweizer mit ihrem Ersparten anstellen. 1500 Menschen aus der Deutsch- und Westschweiz haben an der Umfrage teilgenommen – und preisgegeben, ob und wie viel Geld sie in unterschiedliche Anlageformen investiert haben. Blick stellt dir die spannendsten Erkenntnisse vor:
Schweizer legen eher konservativ an
Herr und Frau Schweizer gehen mit ihrem Ersparten vorsichtig um und vertrauen es ihrer Hausbank an. So ist das klassische Privatkonto unter den Befragten am verbreitetsten, obwohl es eigentlich gar keine richtige Anlageform ist. 91 Prozent aller Umfrageteilnehmenden gaben an, zumindest einen Teil Ihres Geldes darauf zu deponieren. Auf Rang zwei folgt dann mit 84 Prozent das Sparkonto, auf dem das Guthaben in der Regel besser verzinst ist. Diese Differenz erklärt Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz (42) mit Unwissen: «Vielen Bankkundinnen und -kunden ist der Unterschied zwischen einem Privat- und einem Sparkonto nicht bekannt. Das Privatkonto eignet sich vor allem als Lohnkonto für den täglichen Zahlungsverkehr, nicht aber als Geldanlage.»
Die konservative Anlagehaltung der Schweizer zeigt sich auch in der Beliebtheit von Bargeld. Zwei Drittel der Teilnehmenden horten Banknoten und Münzen zu Hause. Und ein knappes Drittel bewahrt Bargeld im Schliessfach auf.
Einen hohen Stellenwert geniesst in der Schweiz die private Altersvorsorge. Auch hier scheut die Bevölkerung das Risiko. 62 Prozent der Befragten haben ein 3a-Sparkonto. Zum Vergleich: Auf einen Vorsorgefonds oder eine andere Wertschriftenlösung für die Säule 3a setzen nur 47 Prozent.
Reiche investieren stärker in Aktien
Die Studie weist auch nach, dass sich mit der Höhe der Ersparnisse auch die Anlageart ändert. Dabei gilt: Je reicher die Person, umso eher investiert sie in Schweizer Aktien. Nur 20 Prozent der Befragten mit einem Vermögen von weniger als 20’000 Franken haben einen Teil ihres Geldes in hiesige Aktientitel investiert. Bei den Millionären sind es hingegen 75 Prozent. Das gleiche Muster existiert bei Aktien, die an ausländischen Börsen gehandelt werden. Von den Geringvermögenden mit weniger als 20'000 Franken halten bloss 19 Prozent ausländische Aktien, bei den reichen Befragten mit mindestens einer Million Franken in der Hinterhand sind es 69 Prozent.
Frauen sind zurückhaltender
Beim Blick auf die Geschlechterunterschiede fällt auf: Bei allen Anlageformen gaben mehr Männer als Frauen an, zumindest etwas Geld investiert zu haben. «Die Geldanlage ist in der Schweiz weiterhin eine Männerdomäne», sagt Manz dazu. Und: Die Männer investieren nicht nur mehr, sie sind auch risikofreudiger. So haben 45 Prozent der männlichen Befragten Aktien von Schweizer Unternehmen, jedoch nur 26 Prozent der Frauen. Bei ausländischen Aktien beträgt der Unterschied 15 Prozentpunkte. Auch bei den sogenannten Exchange Traded Funds (ETF), also börsengehandelten Indexfonds, liegt zwischen den Geschlechtern eine Differenz von 14 Prozentpunkten.
Männer legen risikoreicher an
Deutschschweizer riskieren mehr als Romands
Personen aus der Romandie sind laut Moneyland weniger anlagefreudig als die Deutschschweizer. Im deutschsprachigen Raum sind alle abgefragten Anlageformen beliebter als in der Westschweiz – mit Ausnahme von Immobilien und Lebensversicherungen. Gleichzeitig nehmen Deutschschweizer mehr Risiko. Besonders deutlich kommt dies beim Anlegen in Schweizer Aktien zu tragen. 39 Prozent aus der Deutschschweiz haben Papiere von hiesigen Unternehmen in ihrem Portfolio, bei den Romands sind es nur 27 Prozent.
Bitcoin ist auf dem Vormarsch
Eine Anlageform trotzt dem Trend, dass viele Schweizer eher konservativ investieren: der Bitcoin. Die Krypto-Leitwährung hat sich als fester Bestandteil in vielen Schweizer Portfolios etabliert. 26 Prozent der Befragten gaben an, Bitcoins zu halten. Ebenfalls 26 Prozent halten andere Kryptowährungen. 12 Prozent der Umfrageteilnehmenden haben sogar einen grossen Teil ihres Vermögens in Bitcoin investiert. Moneyland-Experte Dan Urner warnt vor dieser Strategie: «Kryptowährungen sind mittlerweile im Mainstream angekommen. Das macht sie als Geldanlage aber nicht weniger riskant.»
Dieser Artikel erschien zuerst auf Blick.ch unter dem Titel: "Wie Schweizer Haushalte ihr Erspartes anlegen".
4 Kommentare
Moneyland-Experte Dan Urner.... Der Experte könnte auch klar sagen warum "Kryptowährungen", sprich alle Kryptocoins ausser Bitcoin, gefährlich sind. Sie werden nähmlich wie FIAT Geld von einer zentralen Stelle erschaffen und kontrolliert. Selbst schuld wer daran glaubt.
Nur wer den Zinseszins-Mecano verstanden und verinnerlicht hat investiert in TOP-US-Aktien und wird damit über die Zeit reich. Sehr wenige verfügen jedoch über den erforderlichen Durchhaltewillen und die Bereitschaft sich Wissen anzueignen.
Haben sie ein paar gute Beispiele?
@ass100 weisst du was das Traurige an der Geschichte ist? Der Bürger MUSS investieren um nicht seiner Kaufkraft beraubt zu werden. Im FIAT Standard leider normal. Reiche werden reicher. Mit einem fairen Geld hat man die Probleme nicht. Man braucht auch keine Rendite, denn das Geld hat immer gleich viel Wert.