Die schlechte Nachricht zuerst: Rückstellungen für hängige Rechtsfälle und Wertberichtigungen haben die Credit Suisse (CS) im Schlussquartal in die roten Zahlen gezogen.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die Schweizer Grossbank ansonsten ziemlich gut geschlagen hat. Mit einem Verlust in Höhe von 88 Millionen Franken vor und von 353 Millionen Franken nach Steuern übertrifft sie die bei 311 respektive 459 Millionen Franken liegenden Schätzungen der Analysten teilweise deutlich.
Zahlenqualität wirft Fragen auf
Der Zahlenkranz falle damit für einmal aufregend unaufgeregt aus, so verlautet mit einem Augenzwinkern aus den Handelsräumen hiesiger Banken.
Der eigentliche Lichtblick – so ist man sich in Expertenkreisen einig – ist die Kombination aus vergleichsweise widerstandsfähigen Erträgen und nur leicht höheren Kosten. Dazu beigetragen haben alle wichtigen Geschäftsfelder wie etwa die Universalbank Schweiz oder das Internationale Wealth Management. Allerdings sorgen einmalige Aufwertungsgewinne auf den Beteiligungen an Allfunds und der Schweizer Börse SIX für Gesprächsstoff. Die besagten Aufwertungsgewinne lassen Zweifel an der Ergebnisqualität aufkommen.
Und tatsächlich gibt die CS-Aktie ihre vorbörslichen Kursgewinne ab. Nach einem Rücksetzer auf 12,46 Franken verliert sie zur Stunde noch 0,5 Prozent auf 12,64 Franken.
Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, legt die Grossbank insgesamt einen wesentlich besseren Quartalsabschluss vor als von ihr befürchtet. Es seien vor allem die in der Vermögensverwaltung erzielten Erträge, die diese positive Überraschung überhaupt erst möglich gemacht hätten. Selbst der Einfluss der Dollar-Schwäche sei rückblickend etwas geringer als gedacht ausgefallen, so schreibt die Zürcher Bank weiter. Sie stuft die Aktie zwar weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein, will ihre Schätzungen aber grundsätzlich etwas erhöhen.
Etwas zurückhaltender äussert man sich bei der UBS. Der Erzrivalin zufolge ist das Schlussquartal von einer Vielzahl unterschiedlichster einmaliger Faktoren geprägt und deshalb nur schwer zu beurteilen. Die UBS gewinnt deshalb vor allem den Fortschritten beim Kernkapital sowie den vielversprechenden Aussagen zum Tagesgeschäft positive Aspekte ab. Die Grossbank hält vorerst sowohl am "Neutral" lautenden Anlageurteil als auch am 12-Monats-Kursziel von 11,50 Franken fest.
Vontobel macht vor allem geringere Rückstellungen für das insgesamt solide Abschneiden im vierten Quartal verantwortlich. Während die Kundenaktivitäten im bisherigen ersten Quartal erneut sehr hoch seien, werde sich das hohe Vorjahresniveau im laufenden Jahr wohl kaum halten lassen, so die Zürcher Bank weiter. Sie stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 10,60 Franken ein.
Aktie eine Wette auf steigende US-Zinsen
Zurückhaltender äussert sich Julius Bär. Als einzige Bank prangert die Zürcher Bank die bestenfalls durchwachsene Zahlenqualität an. Auch vom Ausblick hatte sie sich eigenen Angaben zufolge mehr erhofft. Sie schätzt die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 10,20 Franken ein.
Mit einem Kursplus von knapp 12 Prozent seit Jahresbeginn steht die CS-Aktie jener der Erzrivalin UBS (+13 Prozent) in Nichts nach. Die von Julius Bär (+8 Prozent) hinkt den beiden Grossbanken hingegen etwas hinterher.
Händler erklären sich diesen Unterschied damit, dass UBS und CS stärker von den zuletzt gestiegenen US-Zinsen profitieren. Gestern Mittwoch stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erstmals seit der Covid-19-Krise wieder auf über 1,30 Prozent. Steigende US-Zinsen steigern die Attraktivität von Substanzwerten wie UBS und CS gegenüber den Wachstumswerten. Händler sehen in den Aktien von UBS und CS deshalb eine Wette auf weiterhin steigende US-Zinsen.