Der von Kriegen und Handelskonflikten seit fast zwei Jahren ausgebremste exportorientierte deutsche Maschinen- und Anlagenbau schlägt Alarm. «Der Reformstau im Innern, die vielen bürokratischen Hemmnisse, geopolitische Krisen, wachsende Handelsbeschränkungen und eine globale Verunsicherung der Kunden führt in Summe dazu, dass der Maschinen- und Anlagenbau nicht aus dem Konjunkturtal herauskommt», sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Bertram Kawlath, am Dienstag. Er fordere daher von der Bundesregierung «echte, tiefgreifende Reformen am Standort Deutschland», um zu verhindern, «dass immer mehr Forschung, immer mehr Produktion und damit auch Innovation im Ausland stattfindet.»

Die Unternehmenssteuern müssten schneller als geplant abgesenkt, die Wochenarbeitszeit flexibilisiert und das Renteneintrittsalter schrittweise angehoben werden. Zudem müsse es ein Ende immer neuer bürokratischer Hürden geben. «Die Bürokratie hängt wie ein Mühlstein um den Hals der Firmen. Sie bindet Zeit und Geld, das besser in Forschung investiert werden kann.»

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Aussichten machte Kawlath wenig Hoffnung. Für 2026 geht der Branchenverband VDMA weiterhin von einem Produktionsplus von lediglich einem Prozent aus, nach einem voraussichtlichen Minus von fünf Prozent im laufenden Jahr. «Aber auf diesem Niveau müsste der Zuwachs deutlich grösser ausfallen, um von einer echten Wachstumsdynamik zu sprechen», sagte Kawlath.

Flaute hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt

Die maue Konjunktur der Branche, die mit einer Million Beschäftigten ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist, hinterlässt auch in den Belegschaften Spuren. Die aktuellsten Zahlen zur Kurzarbeit von August wiesen einen Anstieg um 27 Prozent auf 41'000 Menschen auf. Zudem sei im Vergleich zum Vorjahr die Beschäftigung in der Branche um 2,4 Prozent gesunken, erklärte Kawlath. Dabei spiele auch der demografische Wandel, mithin die wachsende Zahl derer, die in Rente gehen, eine Rolle. Die Suche nach Fachkräften halte daher an. «Doch es bleibt schwierig. Wir hoffen, dass wir die eine Million Arbeitnehmer in der Branche halten können.»

Der mittelständisch geprägte Industriezweig steht allerdings nicht nur wegen der mauen Investitionsbereitschaft seit längerem unter Druck, sondern muss auch die Auswirkungen der US-Zölle verkraften. «Die Strafzölle der Amerikaner auf Stahl und Aluminium, die demnächst höchstwahrscheinlich rund 56 Prozent unserer Maschinenexporte in die USA betreffen, sind Gift für beide Handelspartner. Sie müssen schnell wieder wegverhandelt werden», forderte Kawlath. Laut einer VDMA-Umfrage unter knapp 400 Mitgliedsfirmen hätten fast die Hälfte der Unternehmen einen rückläufigen Auftragseingang aus den USA seit April dieses Jahres gemeldet. Zwei Drittel rechneten mit Umsatzeinbussen infolge der Zölle, fast die Hälfte erwarte Umsatzeinbussen von mehr als zehn Prozent. 

(Reuters)