Vorläufige Daten von Vortexa zeigen, dass im August bisher fünf Schiffe mit fast 3 Millionen Barrel von Asien nach Europa unterwegs sind. Das ist die höchste Zahl seit fünf Monaten, bezogen auf Barrel pro Tag. Auch die Verschiffungen aus dem Nahen Osten nach Europa dürften zunehmen.

Die steigenden Lieferströme von Dieselkraftstoff - der in der Industrie, im Verkehr und zur Energieerzeugung verwendet wird - in Richtung Europa sind laut Händlern das Ergebnis von Marktverwerfungen, die durch höhere Preise an den Drehkreuzen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen (ARA) im Vergleich zu Asien verursacht wurden. Chinas stotternde Wirtschaft und eine saisonale Nachfrageschwäche in Indien trugen ebenfalls zum asiatischen Überangebot bei, ergänzten sie.

Europa hat mit einer historischen Trockenheit zu kämpfen, die den Wasserstand des Rheins sinken lässt. Die Wasserstrasse, die die Öltanks an Orten wie Rotterdam mit den Verbrauchern im europäischen Binnenland verbindet, ist derzeit für die meisten Lastkähne unpassierbar, wodurch ein Versorgungsengpass entsteht, der zu einem Abbau der Läger führen könnte, die vor dem Winter wieder aufgefüllt werden müssen. 

Länder wie Schweden und Deutschland haben vor einem steigenden Ölverbrauch gewarnt, um das teure Gas zu ersetzen, während Europa mehr Kohle aus der ganzen Welt gekauft hat. Es ist jedoch noch unklar, wie stark sich die Nachfrage in Europa zum Jahresende aufgrund der Abschwächung der Wirtschaft erholen wird.

Ost-West-Arbitrage

Dieseltreibstoff, der im August aus Indien und Nordasien geladen wird, braucht fast einen Monat, um Europa zu erreichen, und kommt am Zielort an, wenn der Sommer sich dem Ende zuneigt. Zu den Schiffen auf der so genannten Arbitrage-Route nach Europa gehören auch grössere Schiffe wie Suezmaxe, die bis zu 1 Million Barrel Öl transportieren können.

“Um die Ost-West-Arbitrage praktikabel zu machen nutzen die Händler Grössenvorteile, indem sie ihre Ladungen auf diese grösseren Tanker verladen”, sagte Serena Huang, leitende Asien-Analystin bei Vortexa.

Die Umstellung von Gas auf Öl wird voraussichtlich in diesem Jahr sprunghaft ansteigen, wobei die Internationale Energieagentur ihre Prognose für das globale Wachstum der Ölnachfrage um 380.000 Barrel täglich angehoben hat, in der Erwartung, dass Industrie und Stromerzeuger auf andere Brennstoffe umsteigen werden. Die zusätzliche Nachfrage konzentriert sich nach Angaben der Agentur dabei vor allem auf den Nahen Osten und Europa.

(Bloomberg)