Mit etwa 4,7 Milliarden US-Dollar (rund 4,5 Mrd Euro) werde der Überschuss aber nur einen Bruchteil der 26,4 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2019 erreichen, teilte der Weltluftfahrtverband IATA am Dienstag in Genf mit. Allerdings schreitet die Erholung in einzelnen Weltregionen recht unterschiedlich voran: Während den Airlines in Nordamerika schon im laufenden Jahr schwarze Zahlen winken, erwartet die IATA in Lateinamerika und Asien auch 2023 noch Verluste.
Für das zu Ende gehende Jahr rechnet die IATA nun mit einem weltweiten Branchenverlust von 6,9 Milliarden Dollar, knapp drei Milliarden weniger als noch im Juni vorhergesagt. Im Vergleich zu den ersten beiden Corona-Jahren bedeutet dies zudem eine deutliche Verbesserung. Im Jahr 2020 hatte die Branche fast 138 Milliarden Dollar Verlust geschrieben. Ein Jahr danach betrug der Fehlbetrag der IATA zufolge 42 Milliarden Dollar.
Nachdem internationale Reisebeschränkungen den weltweiten Flugverkehr zu Beginn der Pandemie fast lahmgelegt hatten, hat sich das Geschäft inzwischen ein gutes Stück erholt. So dürfte der Passagierverkehr bei den Airlines aus Nordamerika im kommenden Jahr bereits gut 97 Prozent des Vorkrisen-Niveaus von 2019 erreichen, schätzt die IATA. In Europa würden es hingegen voraussichtlich nur knapp 89 Prozent.
Nordamerikanische Airlines bereits 2022 mit sattem Gewinn
Entsprechend erwartet der Verband bei den nordamerikanischen Airlines für 2022 bereits einen Gewinn von 9,9 Milliarden Dollar - und sagt für 2023 einen Anstieg auf 11,4 Milliarden Dollar voraus. Fluggesellschaften aus Europa dürften hingegen im laufenden Jahr noch einen Verlust von 3,1 Milliarden Dollar einfliegen - und im nächsten Jahr mit geschätzten 621 Millionen Dollar nur knapp die schwarzen Zahlen erreichen. Auch die Airlines aus dem Nahen Osten werden es 2023 der Prognose zufolge nur knapp in die schwarzen Zahlen schaffen.
Deutlich übler sieht es weiter östlich aus. Für die Region Asien-Pazifik sagt der Verband für 2022 einen Verlust von 10 Milliarden Dollar voraus. Auch im kommenden Jahr dürften die dortigen Gesellschaften insgesamt noch 6,6 Milliarden Dollar verlieren. Die IATA erklärt ihre Einschätzung mit der weiterhin restriktiven Corona-Politik in China, die auch internationale Reisebeschränkungen umfasst. In der gesamten Asien-Pazifik-Region dürfte die Zahl der Passagiere daher im kommenden Jahr nur gut 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichen.
Auch bei den Fluggesellschaften in Lateinamerika und Afrika erwartet die IATA für 2023 noch Verluste. Diese dürften aber geringer ausfallen als im laufenden Jahr.
"Mit Blick auf das Jahr 2023 wird die finanzielle Erholung mit dem ersten Gewinn der Branche seit 2019 Gestalt annehmen", sagte IATA-Chef Willie Walsh. Viele Fluggesellschaften seien ausreichend profitabel, um das Kapital anzuziehen, das für die Weiterentwicklung der Branche im Zuge der Dekarbonisierung erforderlich sei. Viele andere hätten jedoch aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten.
So beruhe der für 2023 erwartete Gewinn von 4,7 Milliarden Dollar auf einem geschätzten Branchenumsatz von 779 Milliarden Dollar. Dies zeige, dass es noch viel zu tun gibt, um die globale Branche auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Von 100 Euro Ticketumsatz blieben den Airlines 2023 voraussichtlich im Schnitt nur 60 Cent als Gewinn übrig. Im Jahr 2019 habe dieser Anteil noch 3,1 Dollar betragen.
(AWP)