Die Mienen der Schweizer Fondsmanager haben sich nach dem überraschend guten Börsenjahr 2012 deutlich aufgehellt. Erstmals seit mehreren Jahren hat ein überwiegender Teil der Schweizer Anlagefonds wieder eine positive Jahresperformance erzielt. Das hat dazu geführt, dass die hierzulande von Fondsgesellschaften verwalteten Vermögen die Schwelle von 700 Milliarden Franken wieder überschritten haben. 

Besser als der Vergleichsindex

Besonders augenfällig ist, dass das aktive Management von Fondsvermögen wieder Erfolge feiert. Während in den Krisenjahren die Investoren immer mehr zu den passiv angelegten Exchange Traded Funds (ETF) gegriffen hatten, um wenigstens die Performance des Gesamtmarkts zu treffen, erwirtschafteten 2012 Fondsmanager mit einer selektiven Aktienwahl den Anlegern einen Mehrwert. 

Das zeigt eine Auswertung der Schweizer Fonds-Research-Firma Ifund Services. So hatten im abgelaufenen Jahr 88 Prozent aller Fondsmanager, die in europäische Aktien investierten, eine höhere Bruttorendite erzielt als der Vergleichsindex. Nach Abzug aller Kosten waren es noch immer zwei von drei Fondsmanagern, die den Benchmark hinter sich liessen. 

Für eine Enttäuschung sorgten einzig die Fondsverantwortlichen, die den Fokus auf die USA gelegt hatten. Zwar wies jeder zweite Fondsmanager eine bessere Bruttorendite auf als der Vergleichsindex. Zieht man aber die jährlichen Kosten, die dem Anleger entstehen, ab, reduzierte sich diese Zahl auf gerade noch 20 Prozent. 

«Ein sehr gutes Resultat, zumindest bei den europäischen Fondsmanagern», so das Urteil von Thomas Züttel. Der Fondsanalyst von Ifund Services glaubt die Gründe zu kennen. «Die Fondsmanager haben sich auf die europäische Krise eingestellt. In den USA hingegen wurden viele von der raschen Erholung des Häusermarktes auf dem linken Fuss erwischt. Auch mischten viele Fondsmanager ihren Fonds Nebenwerte bei, die 2012 aber schwächer abschnitten als Blue-Chips-Aktien», sagt Züttel. Er geht davon aus, dass gerade bei europäischen Aktien diese Outperformance von aktiv gemanagten Fonds 2013 anhalten wird. «Fondsmanager setzen mehrheitlich auf Industrieunternehmen und defensive Konsumwerte. Laufen diese Segmente weiterhin wunschgemäss, werden auch die aktiv handelnden Fondsmanager gut abschneiden», sagt Züttel. 

Gutes Anlagejahr 2013

Die Voraussetzungen dafür stehen gut. Für dieses Jahr erwarten die meisten Anlageprofis ein positives Börsenjahr, wenn auch die Rendite geringer ausfallen wird als 2012. Für risikobewusste Anleger bleiben deshalb weiterhin Aktienfonds mit Fokus Schweiz oder Europa interessant. Gute Einstiegsmöglichkeiten bieten inzwischen aber auch Aktienmärkte in Schwellenländern, die 2012 zum Teil deutlich korrigiert haben. 

Im Fokus steht insbesondere China – ein Markt, der vor dem Ende des jahrelangen Abwärtstrends stehen könnte. «China-Aktien sind für mich nicht nur ein Investment für 2013, sondern ein Buy-and-Hold», sagt Fidelity-Schweiz-Chef Alfred Strebel.  Für China spreche die langfristige Zukunftsplanung. «Dieser Zug ist am Fahren», so Strebel. Für zusätzliche Impulse im Reich der Mitte wird immer mehr der inländische Konsum sorgen, nachdem der Export wegen der Schuldenkrise ins Schwächeln geraten ist.  

Für risikofähigere Fondsanleger sieht Analyst Thomas Züttel von Ifund Services weitere Segmente, in welchen noch höhere Renditen winken: «Bei Schwellenländer- und Hochzinsanleihen sowie den in der Schweiz noch nicht so bekannten Senior Loans (vorrangige Unternehmensdarlehen, Anm. d. Red.) und Cat-Bonds erhält der fortgeschrittene Fondsanleger einen Zugang zu Märkten, den er als Privatanleger mit Einzelanlagen gar nicht erhalten würde.»

 

Tipps: Das müssen Fondsanleger beachten

Beim Kauf von Fondsanteilen muss ein Anleger verschiedene Faktoren beachten, um neben dem Kursrisiko weitere unerwartete Überraschungen auszuschliessen. Die drei wichtigsten Punkte für Fondsanleger sind:

Fondswahl: Bei Fonds gilt die Faustregel: «Der Beste ist nicht immer der Beste.» So ist der renditestärkste Schweizer Fonds des Jahres 2011 – «IAM Swiss Equities» – im vergangenen Jahr in der Liste der besten Fonds plötzlich auf Platz 84 zu finden. Noch ärger ging es dem erfolgreichsten Fonds 2009, dem «Valartis Swiss S/M Cap Selection»: Nach dem Spitzenplatz fand sich der Fonds zwei Jahre später auf dem 137. Platz wieder. 2012 konnte der Fonds aber wieder 132 Plätze gutmachen. 

Anleger sind deshalb gut beraten, sich bei Kaufentscheiden nicht nur auf die letzte Jahresperformance abzustützen, sondern den so genannten «Track Rekord» – sprich: die Performance der letzten drei oder fünf Jahre – zu studieren. Hat ein Fonds in diesem Zeitraum überdurchschnittlich abgeschnitten, sagt dies bedeutend mehr aus über die Qualität eines Fonds.

Kosten: Entscheidend bei Fonds sind die Gesamtkosten, die bei Kauf, Verwaltung und Verkauf anfallen. Denn je höher diese Kosten ausfallen, desto weniger bleibt dem Anleger von der erzielten Bruttorendite. Die jährlich anfallenden Kosten eines Fonds werden mit dem Kürzel TER (Total Expense Ratio) ausgewiesen und sollten 1,5 Prozent nicht übersteigen. Achtung: Bei vielen Obligationenfonds reichen die tiefen Zinsen nicht mehr aus, um die TER zu decken. In diesem Fall lohnt sich der Kauf solcher Fonds vorläufig nicht mehr. 

Zeithorizont: Wegen der meist relativ hohen Kosten, die beim Fondskauf anfallen (bis zu 5 Prozent), zahlt sich der kurzfristige Kauf von Anlagefonds in der Regel nicht aus. In diesem Fall fährt ein Anleger bedeutend besser mit den wesentlich günstigeren Exchange Traded Funds (ETF). 

Empfohlen wird deshalb für Anlagefonds folgende Haltedauer: Geldmarktfonds mindestens sechs Monate, Obligationenfonds mindestens drei Jahre und Aktienfonds mindestens fünf Jahre.

 

Dieser Beitrag ist Teil des Magazins cash VALUE "Fonds". Das Magazin kann hier als PDF heruntergeladen werden.