«28 bis 29 Prozent der Wahlberechtigten würden derzeit keiner Partei ihre Stimme geben. Da besteht die Gefahr, dass auch diese unzufriedenen Nichtwähler noch zu AfD-Wählern werden», sagte Güllner der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag) laut Vorabbericht. «Da müssen die demokratischen Parteien sehr aufpassen. Denn die Stimmung in der Bevölkerung ist extrem ernst», sagte der Chef des Berliner Meinungsforschungsinstituts.
«Die Leute haben das Gefühl, dass sich die Parteien nicht um das kümmern, was sie im Alltag wirklich bewegt und ängstigt. Deshalb die grosse Entfremdung zwischen der Politik in Berlin und dem Wahlvolk. Viele haben das Gefühl, dass es wirklich abwärts geht in Deutschland, sie haben höllische Angst vor dem sozialen Abstieg», sagte Güllner. Die wirtschaftliche Lage werde als sehr schlecht wahrgenommen. «Das darf die Ampel-Regierung nicht mehr weiter schönreden», forderte er. Das Abstimmungsverhalten von Union und FDP gemeinsam mit der AfD in Thüringen werde den Rückhalt für Union und FDP voraussichtlich weiter schmälern.
Bis zum Frühjahr habe die AfD noch bei keiner Wahl mehr Wähler mobilisiert als bei der Bundestagswahl 2017, als sie 12,6 Prozent hinter sich gebracht hatte. «Aber aktuell käme sie bundesweit auf 21 bis 22 Prozent der Wähler, das entspricht 15 Prozent aller Wahlberechtigten», so Güllner. Von den in diesem Jahr zur AfD gewanderten neuen Anhängern hätten bei der Bundestagswahl 2021 noch 28 Prozent die Union gewählt.
35 Prozent der heutigen AfD-Anhänger hätten bei der letzten Bundestagswahl eine der drei Ampel-Parteien gewählt: 17 Prozent hat laut Forsa in diesem Jahr die SPD an die AfD verloren, 15 Prozent die FDP und drei Prozent sogar die Grünen. «Gemessen am geringeren Stimmenanteil der FDP fällt die Abwanderung hier relativ gesehen am grössten aus», sagte der Meinungsforscher.
(Reuters)

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