Foxconn verdankt seinen Aufstieg zum weltgrössten Auftragsfertiger für Elektronikartikel dem iPhone-Entwickler Apple. Inzwischen ist die Montage von Abermillionen Smartphones aber nicht mehr das wichtigste Geschäftsfeld des taiwanischen Konzerns. Im zweiten Quartal erzielte er erstmals höhere Einnahmen mit dem Verkauf von KI-Hochleistungsservern und anderen Produkten für Rechenzentren als mit der Fertigung von Verbraucherelektronik. Diese beiden Sparten tragen 41 beziehungsweise 35 Prozent zu den Konzernerlösen bei.
Foxconn könne beim Serverbau auf eine jahrelange Erfahrung zurückblicken, sagt Analyst Ming-Chi Kuo vom Vermögensverwalter TF International Securities. In diesem Zeitraum habe sich das Unternehmen einen Ruf als Anbieter qualitativ hochwertiger Produkte erarbeitet. Ausserdem investiere es - ähnlich wie bei der Partnerschaft mit Apple - frühzeitiger in zusätzliche Kapazitäten als die Konkurrenz. So baut Foxconn in den USA und Mexiko neue Werke auf, um im Auftrag von Nvidia und anderen Kunden Server zu montieren.
Die Zusammenarbeit mit dem weltgrössten Anbieter für KI-Hochleistungsprozessoren reicht mehr als 20 Jahre zurück. Zunächst fertigte Foxconn Grafikkarten für PCs mit Nvidia-Chips. Ab 2009 stieg die taiwanische Firma in den Bau konventioneller Server für Rechenzentren ein. Mit dem Siegeszug von Künstlicher Intelligenz (KI) wuchs der Bedarf an Spezialrechnern, die meist mit Nvidia-Prozessoren bestückt werden, explosionsartig. Inzwischen fertigt Foxconn knapp 40 Prozent sämtlicher KI-Server. Für das laufende dritte Quartal peilt die Firma mit diesen Produkten ein Umsatzplus von 170 Prozent an.
Geringere Abhängigkeit von Apple
Die grosse Abhängigkeit vom Verkaufserfolg der iPhones galt unter Experten lange als Risiko für die Geschäftsentwicklung von Foxconn. Daher hat das Unternehmen bereits vor Jahren angefangen, sich neue Standbeine aufzubauen. Konzernchef Young Liu forciert seit seinem Amtsantritt 2019 die Diversifizierung des Konzerns. Das Unternehmen ist inzwischen auch in der Auftragsfertigung von Computerchips und Elektroautos aktiv. Diese beiden Geschäftsfelder sind aber bislang relativ klein.
Im Windschatten von Foxconn springen auch andere taiwanische Unternehmen auf den KI-Zug auf. So haben Quanta und Wistron ihren Umsatz im ersten Halbjahr dank einer stark wachsenden Server-Produktion um knapp 66 beziehungsweise fast 93 Prozent gesteigert. Diese beiden Firmen sind vor allem als Auftragsfertiger von Laptops und Desktop-Rechnern bekannt.
Inzwischen kämen etwa 80 Prozent aller Server aus Taiwan, schätzt Chris Wei, Branchenexperte beim taiwanischen Market Intelligence & Consulting Institute. Bei KI-Rechnern liege die Quote sogar bei mehr als 90 Prozent.
(Reuters)