Die Aktie von Palantir kostete am 5. Mai noch rund 7 Dollar. In den letzten Handelstagen steht nun plötzlich ein Wert von teilweise über 15 Dollar da. Seit Jahresbeginn resultiert ein Plus von 123 Prozent. Es ist der höchste Stand seit Mitte Januar 2022.

Was ist passiert? Palantir, unter der Führung des illustren und wortgewandten CEO Alex Karp, rapportierte Anfang Mai überraschend einen Gewinn für das erste Quartal und kündigte an, auch im Rest des Jahres rentabel zu sein. Somit wäre 2023 das erste profitable Jahr für das Unternehmen in seiner 19-jährigen Geschichte. Palantir durchforstet mit seiner Software grosse Datenmengen, so unter anderem im Regierungsauftrag auch Strafregister, Führerscheindatenbanken oder Telefonverkehrsaufzeichnungen.

Allerdings nutzt CEO Karp den Anleger-Hype um Künstliche Intelligenz (KI) auch, um auf die Aktivitäten von Palantir auf diesem Gebiet aufmerksam zu machen. Er erklärte bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen, dass die Nachfrage nach Palantir-Produkten für künstliche Intelligenz “beispiellos” sei. Die Strategie von Palantir, so Karp weiter, bestehe darin, "den Markt einfach komplett zu erobern". Die Kunden des Konzerns auf staatlicher wie auf Unternehmensseite brauchten alle eine KI-Strategie. "Und wir haben einzigartige Software dafür". Allerdings ist Karp bis heute gegenüber Investoren eine konkrete Preisstrategie für die Produkte schuldig geblieben. Auch sonst gab es bislang wenig handfeste Einzelheiten zur KI-Strategie.

“Ich weiss, dass wir das beste Produkt auf dem Markt haben und dass die Kunden uns fair bezahlen werden“, entgegnete Karp diese Woche bei Bloomberg den Kritikern, die einen Preisplan für die Produkte fordern. Zu den kommerziellen Kunden von Palantir zählt etwa Airbus. Verteidigungskräfte in den USA und der Ukraine verwenden überdies die KI von Palantir zur Interpretation von Satellitenbildern.

Das hat Kritiker auf den Plan gerufen, die fordern, dass die Palantir-Software nicht im Krieg eingesetzt werden sollte. Karp dagegen ist der Meinung, dass die USA Vorreiter bei diesen Systemen sein sollten - und nicht ihre globalen Konkurrenten. “Sind diese Dinge gefährlich? Ja”, sagte er zu Bloomberg. “Aber entweder wir werden sie einsetzen, oder unsere Gegner werden es tun.” Auf die Frage, ob seine KI-Systeme funktionieren, antwortete Karp: “Fragen Sie die Russen.”

Ob die Aktie von Palantir den steilen Kursanstieg der letzten Wochen halten kann, muss sich zeigen. Eine Rückfallgefahr nach einer derart steilen Kurve ist jedenfalls gegeben. Vom Rekordwert bei 45 Dollar, erzielt Ende Januar 2021 rund drei Monate nach dem Börsengang, ist die Aktie noch weit entfernt.