«Die BASF besinnt sich in ihrer neuen Strategie wieder auf das, was sie am besten kann und was sie ist», sagt Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment laut der am Mittwoch veröffentlichten Rede zum virtuellen Aktionärstreffen am Freitag. Der Portfoliomanager begrüsste die Konzentration auf den Verbund und die geplante Trennung von Randgeschäften. Auch Deka Investment zählt zu den Unterstützern. «Das Management hat eines gezeigt: Der Dinosaurier BASF lebt», sagt Deka-Experte Linus Vogel. Der Vorstand zeige Anpassungsfähigkeit und habe dem Konzern «eine Frischzellenkur verordnet».

Der ehemalige Asienchef Markus Kamieth, der die Führung des Chemieriesen vor rund einem Jahr übernommen hat, muss BASF angesichts schwacher Nachfrage und hoher Produktionskosten wieder auf Kurs bringen. Im vergangenen September kündigte er einen umfassenden Konzernumbau und weitere Sparmassnahmen an. Im Stammwerk Ludwigshafen erwägt BASF die Schliessung weiterer Anlagen. Teile des Geschäfts - darunter die Batteriematerialien, das Coatings-Geschäft sowie die Auto-Abgaskatalysatoren - werden auf strategische Optionen geprüft. Das Agrargeschäft soll bis 2027 börsenreif gemacht werden. Die Aktionäre müssen sich zudem auf deutliche Einbussen bei der Dividende einstellen.

Bisher setzte der Vorstand stets auf das Verbundsystem, mit dem der Konzern eine grosse Bandbreite von Chemikalien in seiner Wertschöpfungskette selbst herstellt. Das kam bei Investoren nicht immer gut an, einige kritisierten BASF als «trägen Verbunddampfer». Unter Kamieths Führung jedoch gewinnt der Ansatz neue Dynamik und Rückhalt. Neben der strategischen Neuausrichtung lobt Deka auch «eine verbesserte Kapitaldisziplin und eine angepasste Dividendenpolitik».

Wenig Rückenwind erhält hingegen Aufsichtsratschef Kurt Bock. Er wurde im vergangenen Jahr nur mit 68 Prozent der Stimmen wiedergewählt - üblich sind Quoten von 90 Prozent und mehr. Bock war von 2011 bis 2018 Vorstandschef von BASF und führt den Aufsichtsrat seit 2020. Nachdem die Deka im vergangenen Jahr gegen Bocks Wiederwahl gestimmt hatte, kündigte sie nun an, gegen die Entlastung des Aufsichtsrats zu stimmen. Denn sie lehnt nicht nur die Wahl früherer Vorstandschefs zum Aufsichtsratschef ab. «Wir haben nach wie vor nicht das Gefühl, mit unseren Anliegen - etwa bezüglich des Vergütungssystems oder der einseitigen Besetzung des Vorstands mit Eigengewächsen - ernst genommen zu werden», sagt Vogel.

(Reuters)