Wenn Nvidia am Mittwoch nachbörslich seine Zahlen zum dritten Quartal veröffentlicht, schauen Anleger weltweit genau hin. Der Chip-Gigant gilt als Gradmesser für die Wachstumshoffnungen rund um Künstliche Intelligenz. Und zuletzt ist die Nervosität gestiegen, dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden können. Entsprechend vorsichtig geben sich die Anleger. Die Aktie verlor am Montag knapp 2 Prozent.
Analysten rechnen mit Einnahmen von rund 33 Milliarden Dollar. Ein Plus von 84 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch selbst, wenn diese Schätzungen übertroffen werden sollten, rechnen Beobachter damit, dass nur eine Aufwärtsrevision der Jahresprognose sowie positive Anpassungen zur neuen Blackwell-Technoloige die Nvidia-Aktie wirklich antreiben wird. Als Vergleich: Nach dem letzten Quartalsbericht büsste die Aktie trotz übertroffener Erwartungen 18 Prozent ein.
Zudem dürfte auch der Komplettausstieg von SoftBank bei Nvidia für Gesprächsstoff sorgen. Der japanische Konzern verkaufte alle 32,1 Millionen Aktien für 5,8 Milliarden Dollar. Dieser Schritt heizt die Diskussion über zirkuläre Investments, die zu einer Blase führen können, an. Dabei investieren Lieferanten in ihre Kunden, die das Kapital wiederum für Produktkäufe bei eben diesen Lieferanten nutzen. Analysten sehen darin Parallelen zur Dotcom-Blase der späten 1990er Jahre.
Pure AI-Plays im Fokus
Nvidias Zahlen fungieren als Stimmungsbarometer für das gesamte KI-Ökosystem. Besonders fünf Aktien stehen dabei im Rampenlicht, da sie direkt von der Nvidia-Infrastruktur abhängig sind oder als Abnehmer die Grafikprozessor-Nachfrage (kurz: GPU) treiben. Enttäuschende Zahlen könnten eine Neubewertung der bereits hohen Bewertungen auslösen.
Palantir integriert Nvidias GPU-beschleunigte Datenverarbeitung und KI-Modelle direkt in seine Plattform und ist wichtiger Channel-Partner im Unternehmens- und Regierungssektor. Die Bewertung mit einem KGV 296 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 57 lässt keinen Spielraum für Enttäuschungen. Jede Abschwächung der KI-Investitionen könnte eine deutliche Korrektur auslösen. Die Aktien haben seit Jahresbeginn über 126 Prozent hinzugewonnen.
CoreWeave verkörpert die Datacenter-Seite und gehört zu Nvidias grössten Kunden. Im ersten Quartal 2025 wuchs der Umsatz des Cloud-Anbieters um 420 Prozent auf 981,6 Millionen Dollar. Das Problem: 77 Prozent der Einnahmen stammen von nur zwei Kunden, darunter Nvidia selbst. Sollten Nvidias Zahlen auf schwächere Datacenter-Investitionen hindeuten, wäre CoreWeave besonders exponiert. Der Aktienkurs steht derzeit unter Druck. Seit dem Hoch im Juni dieses Jahres ist er von über 183 Dollar auf aktuell 75 Dollar gefallen. Auf Jahressicht resultiert jedoch ein Kursanstieg von über 88 Prozent.
Oracle expandiert aggressiv in KI-Infrastruktur und zählt zu den wichtigsten Cloud-Partnern. Doch die Bruttomarge im Nvidia-Chip-Geschäft liegt bei nur 14 Prozent, weit unter der Gesamtmarge von 70 Prozent. Das Unternehmen kauft massiv Grafikprozessoren, um diese an Kunden wie OpenAI zu vermieten - zeitweise mit negativem Cashflow. Schwächere Datacenter-Umsätze bei Nvidia würden Fragen zur Rentabilität dieser Strategie aufwerfen. Der Aktienkurs notiert derzeit bei 219,88 US-Dollar. Das ist ein Kursplus von fast 32 Prozent seit Jahresbeginn.
Snowflake positioniert sich als Datenlieferant für KI-Modelle. Die Cloud-Plattform ermöglicht das Bereitstellen grosser Datensätze für das Training. Der Aktienkurs hat sich innerhalb der letzten 52 Wochen verdoppelt. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 22,2x liegt deutlich über dem Branchendurchschnitt, während das Unternehmen weiterhin Verluste schreibt. Die Abhängigkeit vom KI-Boom ist evident: Sollte die Nachfrage nach KI-Training nachlassen, würde das Wachstumsnarrativ wanken.
Innodata, spezialisiert auf KI-Datenvorbereitung, verzeichnete eine Kursexplosion von 596 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Dienstleistung boomt nur so lange, wie Unternehmen massiv in neue Modelle investieren. Die Abhängigkeit von einem einzelnen Big-Tech-Kunden birgt zusätzliche Risiken. Derzeit kostet eine Innodata-Aktie 56,17 US-Dollar (+42,2 Prozent in einem Jahr).
(Bloomberg/cash)
