Zu US-«Dividenden-Aristokraten» zählen per Definition Firmen, die seit mindestens 25 Jahren eine Dividende zahlen, die Ausschüttung jedes Jahr erhöht haben, Teil des S&P 500 Index sind sowie eine Marktkapitalisierung von mindestens 3 Milliarden Dollar aufweisen. Neben diesen Eigenschaften ist der Burggraben ein ebenso gewichtiges Argument, welches für oder gegen eine Dividendenaktie spricht.
Amerikanische Dividendenaristokraten sind bei Anlegerinnen und Anlegern deshalb beliebt, da aufgrund der Historie weiter steigende Ausschüttungen zu erwarten sind. Allerdings sind auch Dividendenaristokraten nicht immun gegen Kürzungen der Ausschüttungen. Anfang 2024 reduzierte beispielsweise die Apotheken- und Drogeriekette Walgreens Boots Alliance diese um knapp die Hälfte.
Um der Herausforderung sinkender Dividenden möglichst aus dem Weg zu gehen, sollten Investierende auf Unternehmen mit einem «Burggraben» setzen. Der Begriff Burggraben - auf englisch «Moat» - bezeichnet ein Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen, die es vor der Konkurrenten schützt. Zum Beispiel Produkte, die einzigartig sind.
Gemäss dem US-Finanzdienstleister Morningstar sind derzeit diese zehn Dividendenaristokraten mit Burggraben attraktiv: Becton Dickinson (2,7 Prozent Dividendenrendite), Brown-Forman (3,0 Prozent), Clorox (4,0 Prozent), Exxon Mobil (3,7 Prozent), West Pharmaceuticals (0,3 Prozent), Medtronic (3,0 Prozent), Amcor (5,2 Prozent), PepsiCo (3,9 Prozent), Nordson (3,7 Prozent) und Kimberly-Clark (3,7 Prozent).
Von diesen zehn Unternehmen können fünf unterbewertete US-Aktien mit Burggraben eine sinnvolle Ergänzung in einem Schweizer Portfolio darstellen:
Brown-Forman
Mit über 150 Jahren Erfahrung in der Destillation von Tennessee Whiskey und Kentucky Bourbon hat sich Brown-Forman weltweit einen starken Markenwert für seine Kernmarke Jack Daniel’s aufgebaut. Die Wachstumsaussichten beurteilen Analysten positiv, da die Positionierung im oberen Preissegment der strukturell attraktiven Whiskey-Kategorie gut zum Premium-Trend der Branche passt.
Darüber hinaus erwartet Morningstar eine starke Innovationspipeline, die neue Produkte nicht nur bei Whiskey und Tequila, sondern auch in der attraktiven, schnell wachsenden Kategorie der trinkfertigen Getränke verspricht. Die Wachstumsaussichten von Brown-Forman sind jedoch nicht ohne Risiken. Die Brennerei und ihre Spirituosenkonkurrenten sehen sich mit regulatorischem Gegenwind in Industrieländern und einem abnehmenden Verbrauchervertrauen hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen alkoholischer Getränke konfrontiert.
Exxon Mobil
Energieaktien waren in den letzten Jahren zwar ausser Mode. Ein Performancevergleich zeigt allerdings, dass sich der grösste US-Energiekonzern Exxon Mobil nicht verstecken muss. In Schweizer Franken umgerechnet hat der Titel in den letzten fünf Jahren einen jährlichen Gesamtertrag - sprich Dividenden und Kursgewinne - von annualisierten 21,9 Prozent erzielt, während der S&P 500 Index es im Vergleich nur auf 12,8 Prozent brachte.
Im Zehn-Jahresschnitt sieht die Rechnung auch gegenüber den Schweizer Dividendenchampions für Exxon Mobil vorteilhaft aus. Über diesen Zeitraum liegt der Gesamtertrag pro Jahr für Exxon Mobil bei 5,5 Prozent. Novartis (5,5 Prozent) schneiden gleich gut ab, während Nestlé (+2,5 Prozent) und Roche (+2,1 Prozent) hinterherhinken. Dies ist um so bemerkenswerter, weil der Dollar in dieser Periode 20 Prozent an Wert verloren hatte.
Exxon Mobil stellt die Weichen weiter auf Wachstum, welches bis 2030 zu einem Gewinnwachstum von 20 Milliarden US-Dollar beitragen soll. Das differenzierte Portfolio sollte dies ermöglichen, sofern gleichzeitig Kapitaldisziplin und Renditen gewährleisten bleiben, meinen die Analysten von Morningstar.
Bis 2030 erwartet Exxon zudem einen Gewinn von rund drei Milliarden Dollar aus neuen Geschäftsfeldern in den Bereichen Produktionslösungen und CO2-armen Technologien. Diese umfassen Harze, emissionsarme Kraftstoffe, CO2-Abscheidung und -Speicherung, Lithium und CO2-armen Wasserstoffe.
Medtronic
Am grössten US-Medizintechnikhersteller kommen Anlegerinnen und Anleger kaum vorbei. Medtronic umfasst ein diversifiziertes Produktportfolio zur Behandlung chronischer Erkrankungen für Therapiebereiche wie Herz, Diabetes und chronische Schmerzen sowie verschiedene Produkte für die Akutversorgung. Dies verschafft Medtronic eine starke Position als wichtiger Lieferant für Krankenhäuser.
Das Unternehmen ist seiner grundlegenden Innovationsstrategie, die oft zu differenzierten neuen Technologien geführt hat, stets treu geblieben. Medtronic ist oft als erstes Unternehmen mit neuen Produkten auf den Markt gekommen und hat stark in interne Forschung und Entwicklung sowie in die Akquisition neuer Technologien investiert. Da in den USA die Kostenerstattung für Technologien der nächsten Generation im Gesundheitswesen gestiegen ist, musste Medtronic bedeutende Innovationen einführen, die messbare Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit nachweisen können.
Während einige Technologieplattformen, beispielsweise zur Herzrhythmuskontrolle, ausgereift sind, hat Medtronic einen bedeutenden Marktanteil bei neuen Therapien, darunter Transkatheter-Aortenklappen, Pulsfeldablation bei Vorhofflimmern und Stent-Retriever bei ischämischem Schlaganfall, erlangt.
Amcor
Der weltweit grösster Anbieter von Kunststoffverpackungen und -transporten Amcor profitiert von der Nähe zu den Kunden und bietet einen dauerhaften Kostenvorteil, der einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben untermauert, so Morningstar-Analystin Esther Holloway. Das Unternehmen verfolgt eine progressive Dividendenpolitik und erhöht die Gesamtdividende in der Regel jährlich um 0,01 US-Dollar. Unter den 10 Titeln weist Amcor die höchste Dividendenrendite aus.
Das Margenwachstum der letzten Jahre ist hauptsächlich auf eine Verschiebung des Produktmixes zurückzuführen. Bestimmte Segmente, wie zum Beispiel tierische Proteine und Medizinprodukte, weisen aufgrund ihrer höheren Komplexität, greifbarer Vorteile oder geringerer Konkurrenz höhere Margen auf. Die Morningstar-Expertin erwartet eine schrittweise Verbesserung der Margen bei höherwertigen Kunden.
Kimberly-Clark
In der Schweiz ist Kimberly-Clark mit den Marken Hakle und Kleenex vielen ein Begriff. Das Unternehmen hält weltweit eine Spitzenposition bei einer Vielzahl von Produkten für Körperpflege und Hygieneartikel. Das Unternehmen hat wie die Konsumgüterkonzerne Unilever oder Procter & Gamble keine einfache Zeit hinter sich nach dem Teuerungsschub in 2022. Zudem ist Kimberly-Clark mit seinem engen Burggraben von zahlreichen Herausforderungen betroffen, darunter ein schwaches Wirtschaftsumfeld und erhöhter Kostendruck, einschliesslich drohender Zölle, wie Morningstar schreibt.
Im Gegensatz zur Vergangenheit dürfte Kimberly-Clark kurzfristig keine Werbeausgaben in nennenswertem Umfang für kurzfristige Umsatz- und Marktanteilsgewinne lancieren. Morningstar glaubt hier vielmehr, dass der US-Konzern in verbraucherorientierte Innovationen und Marketing investieren wird. Neben der Bewältigung des kurzfristigen Wettbewerbsdrucks dürfte sich dies langfristig als vorteilhafter erweisen, da bei Konsumgütern keine Umstellungskosten anfallen.