Die vorläufige Einigung sehe im Gegenzug die Freilassung dutzender Frauen und Kindern vor, die von der Hamas als Geiseln gehalten würden, berichtete die «Washington Post» am Wochenende unter Berufung auf mit der Vereinbarung vertrauten Personen. Die Pause solle auch dazu dienen, die humanitäre Hilfe im Gazastreifen deutlich auszuweiten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte indes, es gebe noch keine Einigung.

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf eine sechsseitige Vereinbarung, die Freilassung der Geiseln könnte in den nächsten Tagen beginnen, sofern es nicht noch zu Problemen komme. Es sei geplant, dass alle Seiten die Kampfhandlungen für mindestens fünf Tage einstellen, während alle 24 Stunden mindestens 50 Geiseln in Gruppen freigelassen werden sollten.

Die Hamas hatte während ihres Angriffs auf Israel, bei dem sie etwa 1200 Menschen tötete, rund 240 Geiseln genommen und in den dicht besiedelten Gazastreifen mit seinen 2,3 Millionen Einwohnern verschleppt. Laut «Washington Post» wurde der Entwurf für die Vereinbarung zu der Kampfpause während wochenlanger Gespräche in Katar ausgearbeitet.

Netanjahu sagte zu dem Bericht auf einer Pressekonferenz am Samstagabend, mit Blick auf die Geiseln gebe es viele unbegründete Gerüchte und falsche Berichte. «Ich möchte klarstellen: Bis jetzt gibt es noch keine Einigung.» Wenn es etwas zu sagen gebe, werde darüber informiert werden.

Ein Sprecher des Weissen Hauses sagte, Israel und die Hamas hätten sich noch nicht auf einen vorübergehenden Waffenstillstand geeinigt. Die USA würden sich aber weiter um eine Einigung bemühen.

Nach dem Angriff der vom Iran unterstützten Hamas vom 7. Oktober, der Israel völlig unvorbereitet getroffen hatte, hatte Netanjahu erklärt, die Hamas vernichten zu wollen. Seitdem geht die israelische Armee gegen die Gruppe im Gazastreifen vor, immer wieder kommt es zu zivilen Opfern. Dabei starben nach Angaben aus dem von der Hamas regierten Gazastreifen bislang rund 12'300 Palästinenser, darunter 5000 Kinder.

Israel wirft der Hamas vor, Zivilisten und zivilen Strukturen wie etwa Krankenhäuser als Schutzschilde zu missbrauchen. Täglich gibt es Bilder von neuen Opfern und israel-feindlichen Protesten in zahlreichen Ländern, die den Druck auf Netanjahu ebenso erhöhen wie Proteste innerhalb Israels, auf eine Freilassung der Geiseln hinzuwirken.

US-Präsident Joe Biden schrieb in einem am Samstag veröffentlichten Meinungsbeitrag für die «Washington Post», nach dem Krieg sollten der Gazastreifen und das Westjordanland von der Palästinensischen Autonomiebehörde regiert werden. «Gaza und das Westjordanland sollten unter einer einzigen Regierungsstruktur wiedervereinigt werden, letztlich unter einer wiederbelebten Palästinensischen Autonomiebehörde.» Angestrebt werde eine Zweistaatenlösung. Es dürfe weder eine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen geben noch eine Wiederbesetzung, Belagerung oder Blockade dieses Gebiets.

Netanjahu hatte erklärt, auf absehbare Zeit müsse Israel die militärische Verantwortung im Gazastreifen übernehmen. Angesprochen auf Bidens Meinungsartikel sagt er, die Palästinensische Autonomiebehörde sei in ihrer derzeitigen Form nicht in der Lage, für den Gazastreifen verantwortlich zu sein.

(Reuters)