Die Aktien von Apple haben dieses Jahr insbesondere im März an Boden verloren, bevor es im Mai nach den Erstquartalszahlen aufwärts ging. Das Kursplus seit Jahresbeginn beläuft sich trotzdem nur auf 0,6 Prozent. Eine schlechte Performance, wenn man bedenkt, dass der Nasdaq 100 elf Prozent höher steht.

Auch bezüglich der Marktkapitalisierung hat Apple Federn gelassen. Mit 2,93 Billionen Dollar hat sich die Lücke zum Rivalen Microsoft, der 3,2 Billionen Dollar auf die Waage bringt, deutlich ausgeweitet. Microsoft hat Apple als wertvollstes Unternehmen auch deswegen abgelöst, da es mit OpenAI eine Partnerschaft eingegangen und am Erschaffer von ChatGPT mit einem zweistelligen Dollar-Milliardenbetrag beteiligt ist. Der laufende KI-Boom lässt Grüssen.

Apple erhält neuerdings aber verbale Unterstützung von interessanter und prominenter Seite: Der legendäre Investor Steve Eisman sieht trotz des gegenwärtigen Erfolgs von Nvidia einen anderen Gewinner beim Megatrend Künstliche Intelligenz: «Ich denke, Apple ist eine versteckte KI-Wette. Nicht genau heute, aber in Zukunft», sagte Eisman am Dienstag gegenüber dem Wirtschaftsnachrichtensender CNBC. 

Hedgefonds und Buffett weniger bullish

Gleichzeitig haben Hedgefonds ihr Engagement in Apple im letzten Quartal zurückgefahren. Daten zeigten, dass die Popularität von Apple damit im dritten Quartal in Folge zurückging und den niedrigsten Stand seit dem zweiten Quartal 2019 erreichte. Auch der Börsen-Guru Warren Buffett reduzierte im ersten Quartal die Anteile seiner grössten Beteiligung an Apple auf 135,4 Milliarden Dollar. Er versicherte aber gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Beteiligungsveränderungen, dass das Unternehmen auch weiterhin die grösste Investition von Berkshire bleiben wird - sofern es keinen dramatischen Änderungen geben wird. 

Immerhin erhielt der iPhone-Hersteller kürzlich Auftrieb, nachdem das Unternehmen bekannt gab, dass sein Vorstand Aktienrückkäufe im Wert von 110 Milliarden Dollar genehmigt hatte, die grössten in der Unternehmensgeschichte. Apple meldete Anfang Mai jedoch auch einen Umsatzrückgang von zehn Prozent bei den iPhone-Verkäufen im letzten Quartal.

Eismann scheint dies nicht zu kümmern und schaut optimistisch in die Zukunft: «Alle konzentrieren sich auf die Chips. Alle konzentrieren sich auf die Cloud. Aber am Ende des Tages, wenn es Apps geben wird, die der Konsument nutzen kann, werden sie auf ihrem Telefon nutzen wollen.» 

Der leitende Portfoliomanager von Neuberger Berman, der für seine 2008 getätigten Leerverkäufe von Subprime-Hypotheken bekannt ist, die in dem Buch und dem Film «The Big Short» dargestellt wurden, hat sich optimistisch gegenüber KI gezeigt. Im Gespräch sagte er, dass Halbleiterchip-Hersteller wie Nvidia und AMD derzeit die einfachsten Möglichkeiten bieten, auf den Techniktrend zu setzen. Aber auf längere Sicht wird Apple der wichtigste Knotenpunkt für KI-gesteuerte Software sein, was einen massiven Aufschwung für seine Produkte bedeuten würde.

«Ich weiss mit Sicherheit, dass ich ein neues Telefon, ein neues iPad und einen neuen Laptop brauche, wenn all diese Apps auf den Markt kommen», so Eisman weiter. «Und wenn die Apps auftauchen, wird der grösste Nutzniesser wahrscheinlich Apple sein, weil sie buchstäblich alles, was sie verkaufen, auf den neuesten Stand bringen werden.»

Gelingt Apple mit einem KI-fähigem iPhone der Coup?

Diese Art des Denkens geht über Eisman hinaus, da auch andere Wall-Street-Bullen ihre Forderungen an Apple verstärkt haben. Während der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen kündigte dann auch CEO Tim Cook aufregende Möglichkeiten im Zusammenhang mit generativer KI an. Das hat einige Analysten wie Toni Sacconaghi von Bernstein dazu veranlasst, zu vermuten, dass ein KI-fähiges Smartphone auf dem Weg ist und mit der Ankunft des iPhone 16 erscheinen könnte. Sacconaghi empfiehlt, Aktien des Unternehmens zu kaufen, bevor das nächste Telefon auf den Markt kommt. 

Goldman Sachs hat zuletzt eine Ausweitung der KI-Investitionen skizziert und Nvidia als die erste von vier Phasen bezeichnet. Schliesslich werden Investitionen in Versorgungsunternehmen die Oberhand gewinnen, und dann werden die Unternehmen, die KI-Software am besten integrieren können, den «Sieg» davontragen. 

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