Bank of America, Citigroup, J.P. Morgan sowie Goldman Sachs und Morgan Stanley: Diese fünf New Yorker Grossbanken sind in einigen Feldern Konkurrenten der um einiges kleineren Schweizer Gross- und Globalbanken UBS und Credit Suisse. Und in aller Regel präsentieren die US-Banken ihre Zahlen eine bis zwei Wochen vor den Schweizer Mitbewerbern.

Weil alle im mehr oder weniger gleichen Markt tätig sind, kann man nach der US-Bankenbilanz-Saison Rückschlüsse anstellen, welche Zahlen wohl am Zürcher Paradeplatz vorgelegt werden. Die UBS bringt ihr Drittquartalsresultat am nächsten Freitag, währen die CS ihre Bilanz am Donnerstag in einer Woche öffnet.

Analysten warnen einerseits immer wieder davor, den "read across" (direktes Ableiten) zwischen den US-Ergebnissen und den Schweizer Bankbilanzen zu überschätzen, denn die Geschäftseinheiten sind unterschiedlich strukturiert. Von den fünf US-Banken lässt sich andererseits aber sicher ablesen, dass das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren in der Periode Juli bis September nicht besonders gut gelaufen ist.

Schwacher Anleihenhandel

Im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen – dem berühmt-berüchtigten FICC (Fixed Income, Currencies and Commodities) – erlitten die amerikanischen Institute gemäss der Statistik von Goldman Sachs einen Einbruch um 22 Prozent. Ein Grund dafür ist, dass die Kunden der Bank im dritten Quartal 2016 im Gefolge des britischen Brexit-Votums deutlich mehr gehandelt hatten. Die Volatilität der Märkte war tief.

 

 

Besser liefen der Aktienhandel mit einer Seitwärtsentwicklung und der Bereich Beratung und Emission, der um 8 Prozent wuchs. Im Aktienhandel sind beide Schweizer Grossbanken relativ stark verankert, besonders die UBS.

"Bei der UBS beträgt der Aktienhandel in der Geschäftszusammensetzung der Investmentbank etwa 45 Prozent und das Emissions- und Beratungsgeschäft etwa 30 Prozent", erklärt Daniel Regli, Analyst bei MainFirst in Zürich. "Bei der CS sind es 35 und 25 Prozent." Dies gibt der UBS einen Vorteil, selbst wenn sie im Bereich Fixed Income mehr Anteile am Zins- und Währungsgeschäft hat als die CS. Diese Sparten standen im dritten Quartal besonders unter Druck. Vorteil für die UBS, denn: "Der Fixed-Income-Anteil der Investmentbank der UBS ist insgesamt kleiner ist als jener der CS", sagt Regli.

So schwierig das Investmentbanking bleibt – in der Vermögensverwaltung verlief das Quartal deutlich besser, auf beiden Seiten des Atlantiks: Morgan Stanley etwa glich die Einbussen in der Investmentbank mit den übrigen Geschäftsfeldern aus, vor allem der Vermögensverwaltung, und steigerte den Gewinn um 1,8 Prozent.

Die Schweizer Grossbanken und deren Margen dürften davon profitiert haben, dass eine bessere Marktstimmung die reichen Privatkunden nach einer langen Phase der offensichtlichen Unlust am Investieren mehr handeln liessen. Rückenwind dürften UBS und Credit Suisse dank gestiegener Aktienkurse den erstarkten Währungen Euro und Pfund erhalten haben: Allein durch Bewegungen am Aktien- und Währungsmarkt sind nach einer Schätzung von Goldman Sachs die verwalteten Vermögen um 3 Prozent gestiegen.

Milliardengewinn bei der UBS?

Analysten erwarten im Schnitt von der UBS einen Reingewinn von rund 900 Millionen Franken, was ein Verbesserung gegenüber den 827 Millionen Franken vom dritten Quartal 2016 bedeuten würde. Einzelne Analysten erwarten auch einen Gewinn deutlich über der Milliardenschwelle.

Das Problem bei den beiden Grossbanken und speziell der UBS aber stets: Nicht selten fällt der Reingewinn wegen Steuergutschriften oder tiefer Sonderkosten hoch aus. Analysten können diese Faktoren jeweils nur schwer einschätzen. Ob die "Ergebnisqualität", also die Gewinnzusammensetzung beim UBS-Abschluss am Freitag überzeugen wird, ist wie so häufig umstritten.

Die UBS-Aktie hat seit Anfang Jahr 8 Prozent zugelegt, die CS-Aktie 20 Prozent. Beide Aktien kosten mit 17,18 Franken (UBS) und 16,04 Franken derzeit fast gleich viel (Grafik: cash.ch).

Bei der Credit Suisse liegt der Konsens bezüglich des Gewinns gemäss einem Vorschau-Papier der Citigroup nur bei etwa 180 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte das Reinergebnis wegen Sonderkosten bei nur 41 Millionen Franken gelegen. Auch bei der CS wird stark auf die Gewinnqualität geachtet, die aus den frühmorgens veröffentlichten Zahlensätzen nicht auf den ersten Blick sichtbar ist.

Vom Ergebnis erhoffen sich Anleger und Analysten neben der tatsächlichen Bedeutung der Zahlen allerdings auch Aufschluss, wie stark der von CEO Tidjane Thiam vorangetriebene Konzernumbau vorangeschritten ist. Und es sind die dauerenden Sparprogramme, die Fantasien für die CS-Aktie antreiben: Trotz vieler Probleme liegt die Aktie bei den Analysten hoch im Kurs, sie halten reihenweise Kauf-Empfehlungen bereit. Zur guten Stimmung trägt wohl bei, dass die Aktie seit Jahresanfang - von einem tiefen Niveau startend - mit einem Kursgewinn von fast einem Fünftel einen guten Lauf hatte.

Auch bei der UBS sind die Analysten bezüglich Kauf-Empfehlungen nur um Nuancen zurückhaltender. Im Hinterkopf behalten muss man aber stets: Beide Banken sind stets für Überraschungen gut, und die Zahlenpräsentationen können die Aktien in beide Richtungen schicken.