Mehrere Staats- und Regierungschefs äusserten vor dem offiziellen Start des Gipfels am Montag die Hoffnung auf Fortschritte im Zollstreit mit den USA. Kanzler Friedrich Merz sagte allerdings, es werde bei dem Treffen keine Lösung geben. «Aber wir könnten uns einer Lösung vielleicht in kleinen Schritten nähern.» Merz traf vor Gipfel-Beginn mit US-Präsident Donald Trump. Dabei gingt es laut Regierungskreisen um die Kriege im Nahost und der Ukraine. In einer ersten Diskussion über die Weltwirtschaft sei man sich einig gewesen, dass man sich nicht untereinander streiten, sondern China als Hauptkonkurrenten ansehen sollte, hiess es in Teilnehmerkreisen.
Die Nervosität vor dem Gipfel war auch beim Gastgeber Kanada gross, weil Trump als unberechenbar gilt. Er soll laut Diplomaten dem kanadischen Ministerpräsidenten Mark Carney aber versichert haben, dass er das ganze Programm mitmachen wolle. Dabei ist am Dienstag auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den Staats- und Regierungschefs aus Ländern wie Indien, Brasilien oder Südafrika geplant.
Während Trump in deutschen Regierungskreisen im Gespräch mit Merz als konstruktiv beschrieben wurde, sorgte der US-Präsident selbst vor Gipfel-Start für Verwirrung. Er sagte auf Nachfrage, dass er den Rauswurf Russlands aus der Gruppe G8 im Jahr 2014 als Fehler empfunden habe und zudem nichts dagegen hätte, wenn China Mitglied werden würde. In der ersten Diskussionsrunde habe sich dann aber auch Trump dazu bekannt, dass die G7 vielleicht erweitert werden müssten - dann aber um Demokratien wie Südkorea oder Indien.
Wenig Bewegung beim Zoll
Regierungschefs wie Keir Starmer (Grossbritannien) oder Shigeru Ishiba (Japan) hofften auf Fortschritte bei den Zollverhandlungen durch bilaterale Treffen mit Trump. Tatsächlich verkündeten Starmer und Trump im Tagesverlauf die Unterzeichnung einer im Mai vereinbarten Grundsatzeinigung. Trump lobte Starmer danach ausdrücklich und sagte, auch ein Abkommen mit Kanada sei möglich, allerdings nur, wenn man Zollfragen integriere.
Auch die EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Italien stimmten sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie EU-Ratspräsident Antonio Costa am Tagungsort Kananaskis über eine Verhandlungslinie ab. Man müsse sehen, «ob es am Rande dieses Treffens Möglichkeiten gibt, auch über die Zollpolitik zu sprechen», sagte Merz aber mit Blick vor allem auf Trump.
Israel und Iran
Ein US-Offizieller sagte, dass Trump keine von den Europäern anvisierte Gipfelerklärung zu dem Konflikt des Iran mit Israel unterzeichnen wolle. Merz hatte darauf verwiesen, dass sich die Europäer einig seien, dass Iran kein atomwaffenfähiges Uran besitzen dürfe und Israel ein Selbstverteidigungsrecht habe. Aber auch das G7-Land Japan hat eine deutlich kritischere Haltung gegenüber Israel. Trump wieder sagte mit Blick auf amerikanisch-iranische Verhandlungen, dass der Iran ein Abkommen unterzeichnen solle und auch werde.
Ukraine
Beim Thema Ukraine wollen die sechs Regierungen Trump davon überzeugen, gegenüber Russland einen härteren Sanktionsweg zu fahren. In der Diskussion über die Nutzung des in westlichen Ländern eingefrorenen russischen Staatsvermögens für die Ukraine werde man aber keine neuen Beschlüsse fassen, sagte Merz. Die Europäer hoffen, dass der US-Senat mit der Debatte um ein hartes Sanktionspaket gegen Moskau beginnen wird.
An dem Treffen nehmen die Staats- und Regierungschefs der USA, Frankreichs, Italiens, Grossbritanniens, Kanadas, Japans und Deutschlands teil. Die Sherpas der sieben Regierungen haben sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits auf den Text etlicher Erklärungen, etwa zu Migration, kritischen Rohstoffen und Künstlicher Intelligenz geeinigt. Ein EU-Diplomat sagte, man wisse aber nicht, ob Trump am Ende zustimmen werde.
(Reuters)