Der Sanitärtechnik-Konzern Geberit dürfte gemäss den Schätzungen der Analysten im ersten Halbjahr leicht gewachsen sein. Nach dem Umsatzplus im ersten Quartal könnte sich indes das Wachstumstempo im zweiten Quartal etwas verlangsamt haben, unter anderem wegen Vorzieheffekten im ersten Quartal aufgrund der angekündigten Preiserhöhungen im April sowie wegen einer relativ starken Vergleichsbasis aus dem Vorjahr. Die operative Gewinnmarge dürfte auf hohem Niveau relativ stabil oder allenfalls leicht rückläufig gewesen sein.
Konkret erwarten Experten einen Umsatz von 1,678 Milliarden Franken im Vergleich zur Vorjahresperiode von 1,638 Milliarden Franken, ein EBITDA von 523 Millionen Franken (Vorjahr: 518 Millionen Franken) und einen Reingewinn von 345 Millionen Franken (Vorjahr: 350 Millionen Franken). Die EBITDA-Marge dürfte von 31,6 Prozent auf 31,1 Prozent gefallen sein. Zum AWP-Konsens haben acht Analysten beigetragen.
Konkreter Ausblick im Fokus der Anleger
Geberit hatte wie üblich in der ersten Jahreshälfte noch keinen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr abgegeben. Derweil liegt der Fokus der Anleger auf der erstmaligen Bekanntgabe eines quantitativen Ausblicks auf das Gesamtjahr.
Mittelfristig gelten seit langem dieselben Ziele: Demnach strebt der Sanitärtechnik-Konzern ein durchschnittliches jährliches Nettoumsatzwachstum in lokalen Währungen von 4 bis 6 Prozent an sowie eine EBITDA-Marge im Zielbereich von 28 bis 30 Prozent.
Die Einschätzung der Marktlage hatte sich im Mai gegenüber dem Zeitpunkt der Präsentation der Jahreszahlen im März nicht verändert. «Wir sehen eine Stabilisierung in der Bauindustrie in Europa und erwarten eine unterschiedliche Entwicklung im Rest der Welt», sagte CEO Christian Buhl im Mai an einer Telefonkonferenz zu den Erstquartalszahlen.
Dabei zeigte er sich positiv etwa für die Golfregion, während die Einschätzung von China eher verhalten ist. Buhl ging weiter davon aus, dass die Neubautätigkeit in Europa weiter leicht sinkend sein dürfte, dass dies Geberit aber mit dem gut laufenden Renovationsmarkt wettmachen dürfte.
«Das Sentiment in Deutschland hat sich leicht verbessert», fügte er mit Blick auf den wichtigsten Einzelmarkt an. So seien dort im Januar und Februar die Neubaubewilligungen erstmals seit längerem wieder nicht gesunken.
Das Geberit-Urgestein Albert Baehny sieht nur wenig Potenzial für eine rasche Expansion in Nordamerika. «Um den Anteil Nordamerika signifikant zu steigern, muss man akquirieren», sagte der VR-Präsident in einem Interview im Juni. Aktuell gebe es aber keine Akquisitionsziele in Nordamerika. Und organisches Wachstum dauert sehr lange. Geberit macht seit Jahren rund 90 Prozent des Umsatzes in Europa.
Starke Jahresperformance
Die Aktien von Geberit hatten zuletzt einen guten Lauf. Seit Mitte Mai kosten sie wieder mehr als 600 Franken, eine Grenze, die sie im März 2022, also vor über drei Jahren, unterschritten hatten. Seit Jahresbeginn resultiert eine Performance von rund +21 Prozent.
Damit übertrifft der Kursverlauf die Analystenerwartungen. Von 19 Experten raten sieben zum Kauf, fünf zum Halten und sieben zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 557 Franken - also rund 11 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau.
(AWP/cash)