Keine Woche nach Ende des zweiten Quartals wartete Geberit mit einem überraschend soliden Halbjahresumsatz auf. Am frühen Dienstagmorgen nun legt der Sanitärtechnikkonzern aus Rapperswil-Jona mit nicht weniger überzeugenden Gewinnkennzahlen nach. Beim operativen Gewinn (EBITDA, EBIT) sowie beim Reingewinn werden die jeweiligen Analystenschätzungen teilweise klar übertroffen.
Der eigentliche Lichtblick – so ist man sich in Expertenkreisen einig – sind aber vor allem die Jahresvorgaben. Das Unternehmen geht für die zweite Jahreshälfte von einem leicht unter dem Vorjahr liegenden Umsatz und auf das Gesamtjahr betrachtet von einer leicht rückläufigen Margenentwicklung aus.
Nach einem Vorstoss bis auf 533,80 Franken gewinnt die Geberit-Aktie zur Stunde noch 1,9 Prozent auf 529,20 Franken.
In Analystenkreisen kommt der Zahlenkranz mehrheitlich gut an. Geberit sei erwartungsgemäss gut durch die Krise gekommen, so schreibt beispielsweise die Zürcher Kantonalbank. Auf Basis des konkretisierten Jahresausblicks will sie ihre diesjährigen operativen Gewinnschätzungen um bis zu 4 Prozent erhöhen. Angesichts der bereits hohen Bewertung wird die Aktie jedoch auch weiterhin nur mit "Marktgewichten" eingestuft.
Sind die Jahresvorgaben absichtlich konservativ?
Eher zurückhaltend gibt sich Jefferies. Die US-Investmentbank sieht nur beschränkt Raum für höhere Gewinnerwartungen. Sie empfindet die Aktie als überbewertet und empfiehlt diese deshalb mit "Underperform" und einem Kursziel von rund 350 Franken zum Verkauf.
Nicht von den diesjährigen Zielvorgaben abschrecken lässt sich hingegen die UBS. Sie bezeichnet die Wachstums- und Margenvorgaben als "konservativ" und will ihre Gewinnschätzungen um bis zu 5 Prozent erhöhen. Die Grossbank stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 435 Franken ein.
Geradezu beeindruckt zeigt man sich bei Baader-Helvea. Geberit sei es möglich gewesen, die Margen trotz rückläufiger Umsatzentwicklung zu steigern. Dieses Phänomen erklärt man sich mit kostenseitigen Fortschritten, Preiserhöhungen sowie mit rückläufigen Herstellkosten. Baader-Helvea hält am Anlageurteil "Add" fest. Das 460 Franken lautende Kursziel dürfte erhöht werden.
Händlern zufolge konnte die Aktie über die letzten Wochen und Monate kontinuierlich Boden gutmachen. Noch ist man sich allerdings nicht sicher, ob der Zahlenkranz und die ermutigenden Jahresvorgaben ausreichten, um die Aktie in die Nähe ihres bisherigen Rekordhochs von Ende Dezember bei rund 551 Franken vorstossen zu lassen.
Mit einem Minus von rund 5 Prozent seit Jahresbeginn bewegt sich die Geberit-Aktie bei den Titeln aus dem Swiss Market Index (SMI) in etwa im Mittelfeld.