Jeweils 307 Soldaten wurden der Gegenseite übergeben, wie das russische Verteidigungsministerium und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj übereinstimmend bestätigten. Am Freitag waren je 270 Kriegsgefangene und 120 Zivilisten ausgetauscht worden. Die beiden kriegsführenden Staaten hatten sich in Istanbul bei ihren ersten direkten Verhandlungen auf den umfangreichsten Austausch von Gefangenen seit Kriegsbeginn vor über drei Jahren geeinigt. Nach Angaben von Selenskyj sind auch am Sonntag Übergaben von Gefangenen geplant. «Morgen erwarten wir mehr», teilte er mit.
US-Präsident Donald Trump hat angedeutet, dass der Gefangenenaustausch eine neue Phase in den stockenden Bemühungen um ein Friedensabkommen zwischen Moskau und Kiew einläuten könnte. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte am Freitag einen Vorschlag für eine Beendigung des Krieges angekündigt. Voraussetzung sei allerdings, dass der Austausch von je tausend Gefangenen abgeschlossen sei. Russland werde bereit sein, der Ukraine einen Entwurf mit Bedingungen für ein langfristiges Friedensabkommen zu übergeben, zitiert die russische Nachtrichtenagentur Interfax den Minister.
Russland hatte in Istanbul unter anderem weitgehende Gebietsabtretungen verlangt, die von der Ukraine abgelehnt werden. Europäische Staaten warfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach den Verhandlungen vor, nicht wirklich an einem Ende der Kämpfe interessiert zu sein und auf Zeit zu spielen. Putin selbst hatte eine persönliche Begegnung mit Selenskyj abgelehnt, der eigens dafür an den Bosporus gereist war. Zudem hat der russische Präsident zuletzt eine Pufferzone auf ukrainischem Gebiet angekündigt, die seinen Worten nach dem Schutz der südlichen russischen Regionen dienen solle. Trump hatte ursprünglich damit gedroht, Sanktionen gegen Russland zu verschärfen, wenn dieses den Frieden blockiere. Nach einem Gespräch mit Putin am Montag beschloss er jedoch, vorerst keine Massnahmen zu ergreifen.
Auch am Samstag gingen die Kämpfe weiter. Die Ukraine meldete schwere Luftangriffe auf Kiew.
(Reuters)