Russland hat noch vor Abschluss eines Gefangenenaustauschs den grössten Luftangriff auf die Ukraine seit Beginn des Kriegs gestartet. Ukrainischen Angaben zufolge wurden bei den Angriffen in der Nacht zu Sonntag mindestens zwölf Menschen getötet und Dutzende verletzt. Laut der Luftwaffe feuerte Russland in der Nacht zum Sonntag insgesamt 367 Drohnen und Raketen auf die Ukraine ab. Ein zahlenmässig derart schweres Bombardement hat es in dem mehr als dreijährigen Krieg noch nicht gegeben. 

Die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten haben - bislang vergeblich - versucht, Russland zur Unterzeichnung eines 30-tägigen Waffenstillstands zu bewegen, um ein Ende des Krieges auszuhandeln. Die Bemühungen erlitten jüngst einen Rückschlag, als US-Präsident Donald Trump sich weigerte, weitere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen. Die russische Luftwaffe startete den Grossangriff nun genau dann, als sich die Ukraine und Russland auf den letzten Tag ihres Gefangenenaustauschs vorbereiteten.

Gefangenaustausch in drei Wellen

Am Sonntag meldete beide Seiten dann den Abschluss des dreitätigen Verfahrens, mit dem auf beiden Seiten insgesamt jeweils 1000 Kriegsgefangene freikamen. Russland und die Ukraine hätten in einem letzten Schritt jeweils 303 Gefangene an die andere Seite ausgeliefert, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Selenskyj bestätigte die Freilassung von 303 ukrainischen Gefangenen. Am Samstag war der Austausch von jeweils 307 Personen über die Bühne gegangen. Der erste Teil des Austauschs fand am Freitag statt, als Russland und die Ukraine jeweils 390 Gefangene freiliessen, darunter 120 Zivilisten.

Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht zum Sonntag kam es dann zu Todesopfern in verschiedenen Regionen der Ukraine: Drei der Getöteten seien Kinder in der nordukrainischen Region Schytomyr, meldeten örtliche Behörden. Vier Tote gab es demnach auch im Umkreis von Kiew. In der Hauptstadt selbst wurden elf Menschen verletzt.

Bei Drohnenangriffen sei in der südlichen Stadt Mykolajiw ein 77-Jähriger getötet und überdies seien fünf Menschen verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region mit. Er veröffentlichte ein Bild eines Wohnblocks mit einem grossen Explosionskrater und verstreutem Schutt. In der westlichen Region Chmelnyzkyj, viele hundert Kilometer von der Front entfernt, wurden nach Angaben des Gouverneurs vier Menschen getötet und fünf weitere verletzt.

Die Ukraine hatte zuvor über Tage hinweg mehrere Ziele in Russland, darunter auch Moskau, mit Drohnen attackiert. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte am Freitag angekündigt, dass Russland auf diese Angriffe reagieren werde. Russland war im Februar 2022 in das Nachbarland eingefallen, das sich seitdem mit westlicher Hilfe zur Wehr setzt.

(Reuters)