Das Bochumer Unternehmen sicherte sich nach Mitteilung vom Montag weniger als die nötigen 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile. Bereits am Freitag hatte Vonovia bekanntgegeben, dass die Mindestannahmeschwelle voraussichtlich nicht erreicht wird. Während die Aktien von Vonovia deutlich nachgeben, hielten sich die Papiere der Deutschen Wohnen recht stabil.

So waren die Anteilscheine von Vonovia mit einem Minus von 1,98 Prozent auf 56,48 Euro unter den grössten Verlierern im deutschen Leitindex Dax. Sie hatten bereits am Freitag deutlich nachgegeben, als sich ein Scheitern des Übernahme abgezeichnet hatte. Deutsche-Wohnen-Aktien waren Ende vergangener Woche zwar auch gefallen, aber nicht sehr deutlich. Zum Wochenstart legten sie nun zu, und zwar um 0,39 Prozent auf 51,32 Euro. Einige Anleger scheinen also auf eine erneute Offerte zu spekulieren. Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg sieht die Deutsche Wohnen zudem auch alleine gut aufgestellt für künftiges Wachstum.

Vonovia konnte sich nur 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Deutsche Wohnen sichern. Vonovia hatte einen Mindestanteil von 50 Prozent als Bedingung in das Übernahmeangebot geschrieben. Diese Vollzugsbedingung sei "endgültig ausgefallen", heisst es in der Mitteilung vom Montag. Die eingereichten Deutsche-Wohnen-Aktien würden zurückgebucht.

Vonovia wollte mit der rund 18 Milliarden Euro schweren Übernahme der Deutschen Wohnen aus Berlin Europas grössten Immobilienkonzern mit rund 550 000 Wohnungen bilden. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten den Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau liessen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.

Vonovia-Chef Rolf Buch hatte am Freitag, als sich das Scheitern der Übernahme abzeichnete, erklärt, der Konzern werde die möglichen Optionen prüfen, "wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien".

Bereits 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch bei Deutsche Wohnen gescheitert. Auch damals wurde die Mindestannahmequote für die Milliarden-Offerte nicht erreicht. Im Gegensatz zur neuen Offerte hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen das Angebot als feindlich eingestuft und sich heftig gegen den Plan gewehrt. Nun warben beide Unternehmen gemeinsam für die Annahme des Angebots.

Das Bundeskartellamt hatte bereits im Juni grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden grössten deutschen Wohnimmobilienkonzerne gegeben. Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigten keine wettbewerbsrechtliche Untersagung, hatten die Wettbewerbshüter mitgeteilt. Sie verwiesen dabei auf das Beispiel Berlin, wo von den knapp 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Stadt rund 150 000 auf die Deutsche Wohnen und Vonovia entfielen.

(AWP)