Am Montag drängte sich Geberit an Givaudan vorbei und legte früher als erwartet als erstes Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) die Quartalumsatzzahlen vor. Eigentlich hätte vielmehr der Aromen- und Duftstoffhersteller aus Genf die Quartalsberichterstattung einläuten müssen.

Das lassen die Genfer allerdings nicht auf sich sitzen und stellen mit dem eigenen Zahlenkranz selbst die optimistischsten Analystenschätzungen in den Schatten. Gut kommt insbesondere das organische Umsatzwachstum in Höhe von 5,4 Prozent an. Analysten gingen im Jahresvergleich durchschnittlich nur von 3,5 Prozent aus.

Damit ist Givaudan mit Blick in den Rückspiegel rasant unterwegs. Mit Blick in den Rückspiegel deshalb, weil sich die Folgen der Coronavirus-Pandemie eben erst entfalten und von einem deutlich schwierigeren zweiten Quartal auszugehen ist. Das Unternehmen selbst bestätigt die Mittelfristziele, hält sich ansonsten mit zukunftsgerichteten Aussagen allerdings zurück.

Ein überzeugender Start ins neue Jahr

Die Givaudan-Aktie unterliegt in den ersten Handelsminuten denn auch starken Kursschwankungen. Nach einem frühen Vorstoss auf 3157 Franken verliert sie zur Stunde gar 1,7 Prozent auf 3086 Franken.

Wie die UBS schreibt, ist Givaudan ein überzeugender Start ins neue Geschäftsjahr gelungen. Was das angelaufene zweite Quartal anbetrifft, zeigt sich die Grossbank hingegen um einiges zurückhaltender. Sie rechnet einerseits mit einer vorübergehend geringeren Nachfrage und andererseits mit einer Verschlechterung der Umsatzzusammensetzung weg von Feinriechstoffen. Letztere gelten als besonders margenstark. Im Gegenzug dürften rückläufige Rohstoffkosten den Margen helfen, so die UBS weiter. Sie hält deshalb sowohl an ihrer Kaufempfehlung als auch am 12-Monats-Kursziel von 3500 Franken fest.

Die Bank Vontobel geht davon aus, dass Givaudan die Folgen der Coronavirus-Pandemie gerade im margenstarken Geschäft mit Feinriechstoffen zu spüren bekommt. Andere Produktkategorien dürften aber sogar von der Krise profitieren. Die Zürcher Bank stuft die Aktie mit "Buy" ein und wird das 2900 Franken lautende Kursziel vermutlich erhöhen.

Morgan Stanley begrüsst zwar das solide Umsatzwachstum zwischen Januar und März, stösst sich gleichzeitig aber etwas an der ungünstigeren Zusammensetzung des Umsatzes. Die US-Investmentbank hält folglich an der Verkaufsempfehlung sowie aim Kursziel von 2670 Franken fest.

Machen ausländische Grossinvestoren Kasse?

Bernstein Research stellt hingegen die Mittelfristziele des Genfer Unternehmens in Frage. Während die Amerikaner das Ziel eines jährlichen Umsatzwachstums zwischen 4 und 5 Prozent als realistisch beurteilen, hegen sie an der angestrebten Free-Cash-Flow-Rendite von 12 bis 17 Prozent des Umsatzes gewisse Zweifel. Sie empfehlen die Aktie daher mit "Underperform" und einem Kursziel von 2120 Franken zum Verkauf.

Fragt sich nun, wie die mächtigen ausländischen Grossinvestoren auf den Zahlenkranz reagieren werden. Seit Wochen häufen sich die Anhaltspunkte, wonach sich diese Grossinvestoren an der Schweizer Börse still und leise aus Qualitätsaktien zurückziehen. Beobachter vermuten dahinter sogenannte Sektorrotationen (der cash Insider berichtete) und schliessen nicht aus, dass sich dieser Trend in naher Zukunft sogar noch festigen könnte.

Falls dem so wäre, könnten auch Gelder aus der Aktie von Givaudan abfliessen. Denn mit einem Plus von 2,4 Prozent zählt sie bei den Titeln aus dem SMI zu den Gewinnern in diesem Jahr.