Die Gläubiger der insolventen Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko haben Forderungen von insgesamt gut 8,6 Milliarden Euro angemeldet. Das teilte der Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des in Schieflage geratenen Immobilien-Imperiums am Montag mit. Die Forderungen der Gläubiger haben sich damit seit November um mehr als 70 Prozent erhöht. Im damals beim Handelsgericht Wien eingebrachten Insolvenzantrag wurden die Gesamtverbindlichkeiten mit fünf Milliarden Euro beziffert. Laut dem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter Christof Stapf seien allerdings bisher nur Forderungen von rund 80,3 Millionen Euro - also ein Bruchteil davon - anerkannt worden. Viele Forderungsanmeldungen seien ohne die erforderlichen Unterlagen oder zu spät beim Gericht eingegangen. Insgesamt hätten 302 Gläubiger Forderungen angemeldet.
Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass die Forderungen in dem Ausmass voraussichtlich nicht standhalten werden. Alleine rund 5,1 Milliarden Euro würden auf Haftungsansprüche (grossteils aus Garantien und Patronatserklärungen) und 1,6 Milliarden Euro auf gruppeninterne Zahlungen, wie etwa Darlehen, entfallen. Forderungen innerhalb der Gruppe seien vollständig bestritten worden, hiess es. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen seien mit rund 1,5 Millionen Euro vergleichsweise überschaubar. Ebenso wie die Abgabenforderungen der öffentlichen Hand von rund 940'000 Euro und Mietforderungen von rund 260'000 Euro.
«Es wird an den Gläubigern liegen, die für eine ordnungsgemässe Bearbeitung der Forderungsanmeldungen erforderlichen Unterlagen über das Insolvenzgericht zur Verfügung zu stellen», sagte Stapf. Bestrittene Forderungen könnten durch eine Klage beim Insolvenzgericht geltend gemacht werden. Dafür sei den Gläubigern eine Frist von zwei Monaten eingeräumt worden. Der Insolvenzverwalter werde in dieser Zeit die Forderungen weiter prüfen.
Signa ist das bisher grösste Opfer der Immobilienkrise in Europa. In der vergangene Woche wurde bekannt, dass die Signa Holding im Sanierungsverfahren die Eigenverwaltung zurücklegt und damit der Sanierungsverwalter das Ruder übernimmt. Eine Herabsetzung der Insolvenzquote wurde bisher nicht beantragt. Den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Die Abstimmung über den Sanierungsplan ist nun für Ende April geplant.
Darüber hinaus teilte der Insolvenzverwalter mit, dass die Gespräche über den Verkauf der Signa-Beteiligung am New Yorker Chrysler-Building und an Medien weiter im Gange sind. Zudem wären zwei Schiedsklagen vonseiten Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und AM1 aus Katar weiter anhängig, hiess es. Dabei geht es nach Angaben des Insolvenzverwalters um Zahlungen von 713 Millionen Euro beziehungsweise 296 Millionen Euro. Die Signa Holding hatte aufgrund der Insolvenz die Unterbrechung beider Verfahren beantragt.
(Reuters)