Mit dem Gewinnsprung, den Glencore vermeldete, hatten nicht einmal die grössten Optimisten unter den Analysten gerechnet: Einen Halbjahresgewinn von 12,1 Milliarden Dollar konnte der Rohstoffgigant Anfang August verkünden, fast zehn (!) Mal so viel wie vor einem Jahr. Damit ist Glencore einer der grössten Krisengewinner in der jetzigen, durch den Ukraine-Krieg und Lieferengpässe bestimmten Wirtschaftslage.

Zurückzuführen ist das Ergebnis vor allem auf die hohen Rohstoffpreise, die nicht nur den Gewinn in der Handelssparte, sondern auch im Bergbau sowie im Öl- und Gasfördergeschäft explodieren liess. Auch die aus Umweltschutzerwägungen verpönte Kohle trug tüchtig zur Gewinnsteigerung bei: 55  Millionen Tonnen wurden gefördert, ein Plus von 14 Prozent.

Die Aktionäre können sich die Hände reiben, und dies im doppelten Sinn. Erstens will der Konzern seine Aktionäre direkt von der ausserordentlichen Lage profitieren lassen: Durch eine Zusatzdividende und in Form eines Aktienrückkaufprogramms sollen zusätzlich zur ordentlichen Dividende weitere 4,5  Milliarden Dollar zu den Aktionären fliessen.

Zweitens dürfen sich die Investoren über enorme Buchgewinne freuen, ist der Kurs der Glencore-Aktie seit Jahresbeginn doch um 30  Prozent gestiegen. Dies zahlt sich vor allem für den grössten Aktionär, Ex-Chef Ivan Glasenberg, aus, der laut Bloomberg 9,29 Prozent hält: Der Wert seines Pakets hat um umgerechnet 1,6 Milliarden auf 6,7 Milliarden Franken zugenommen.

Der Aktienkurs von Glencore seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch)

Auch andere ehemalige Tophändler wie der Grieche Aristotelis Mistakidis, der wie Glasenberg im Rahmen des IPO von 2011 zum Milliardär geworden ist, dürfen frohlocken: Seine 3,33 Prozent, die er immer noch an Glencore hält, sind seit Jahresbeginn um über eine halbe Milliarde Franken im Wert gestiegen.

Auch Gary Nagle, der heutige CEO und Ziehsohn von Glasenberg, der jenen 2021 an der Spitze des Unternehmens ablöste, konnte profitieren, allerdings im Vergleich mit den alten Kämpen auf viel niedrigerem Niveau. Laut Geschäftsbericht besass Nagle per Ende 2021 2'000'000 Glencore-Aktien, dazu 461'108 Papiere, die bis 2024 gesperrt sind.

Insgesamt ist sein Glencore-Paket damit umgerechnet fast 14 Millionen Franken wert – ein Plus von über drei Millionen. 

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Bilanz" unter dem Titel: "Börse spült Milliarden in Ex-Glencore-CEO Glasenbergs Kasse"