Die UBS übernimmt die tief in die Krise geschlitterte Rivalin Credit Suisse. Doch noch ist nicht gesagt, dass damit das Finanzsystem wieder Stabilität erreicht und sich die Nervosität am Aktienmarkt legt. In den letzten vier Wochen hat der Swiss Market Index (SMI) knapp 6 Prozent verloren.

Mindestens zwei grosse Banken in Europa prüfen intern Szenarien einer möglichen Ansteckung des Bankensektors durch die Vertrauenskrise bei der Grossbank Credit Suisse. Deren Auswirkungen sowie der Zusammenbruch zweier US-Banken könnten in der kommenden Woche weiter auf das Finanzsystem übergreifen, sagten zwei Führungskräfte mit Kenntnis der Überlegungen am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Dies spricht dagegen, dass sich die Nervosität der vergangenen Wochen mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wieder legt.

Und die Vorzeichen für die Börsen waren für Daniel Hartmann, Chefökonom bei Bantleon, zudem schon zuvor negativ: "Wir haben schon vor der aktuellen Bankenkrise einen negativen Aktienmarktausblick gezeichnet, weil wir davon ausgehen, dass die Weltwirtschaft 2023 in eine Rezession abrutschen wird," sagt er auf Anfrage von cash.ch. Grund sei der Zinsschock, der von der Fed und anderen Notenbanken im vergangenen Jahr initiiert wurde und vom Ausmass her in der Historie seinesgleichen sucht.

Die amerikanische Notenbank Fed wird am Mittwoch und die Schweizerische Nationalbank SNB am Donnerstag bekanntgeben, ob die Zinsen weiter angehoben werden. Die Europäische Zentralbank hat an ihrer Sitzung letzte Woche bereits eine weitere Anhebung des Leitzinses beschlossen. Wie von den meisten Beobachtern erwartet wurde, hob sie den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf 3,50 Prozent an.

Ertragsproblem der Banken bleibt bestehen

Der kräftige Zinsanstieg bringt für Hartmann alle diejenigen in Bedrängnis, deren Geschäftsmodell auf dem Nullzinsumfeld der vergangenen Jahre beruhte. Die Banken leiden unter der inversen Zinsstruktur. Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS würde ein schwerwiegendes Risiko - Schieflage der Credit Suisse - beseitigt. Die Ertragsprobleme der Banken bleiben aber bestehen.

"Auf der Passivseite stehen die Banken unter Druck ihre Einlagenzinsen anzuheben. Auf der Aktivseite kämpfen die Banken mit einem rückläufigen Neugeschäft bei den Krediten, einem Wertpapierportfolio das niedrige verzinst wird und einer abnehmenden Kreditqualität", sagt Hartmann. Die Bankenkrise dürfte daher weiter schwelen – sowohl in den USA als auch in Europa.

Alles in allem sieht sich Hartmann in der Einschätzung bestärkt, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleitet. Der konjunkturelle Abwärtstrend dürfte sich nunmehr sogar noch beschleunigen. Die Gewinnschätzungen der Analysten seien in Anbetracht dessen zu hoch und müssten nach unten korrigiert werden.

"Wir halten daher daran fest, dass die globalen Aktienmärkte noch um mindestens um 20 bis 30 Prozent nachgeben über die nächsten zwölf Monate," warnt Hartmann. In einer ausgewachsenen Rezession seien Rückschläge um 30 bis 40 Prozent - ausgehend vom vorangehenden Hochpunkt - der Normalfall.
 

ManuelBoeck
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