«Wenn die Unsicherheit weiter zunimmt, wird es zwar weniger Kapitalmarktaktivitäten geben - aber die Lage wird sich beruhigen», sagte Solomon in einem Interview mit Bloomberg.
«Menschen müssen Transaktionen durchführen, Kapital beschaffen und Liquidität für ihre Investitionen schaffen. Ein Teil davon ist einfach eine Neuausrichtung der Erwartungen.» Der Bankmanager warnte, dass das aktuelle Mass an politischer Unsicherheit ungesund für die öffentlichen wie privaten Märkte sei - Bereiche, in denen sein Unternehmen zunehmend engagiert ist. Das Interview fand in Oslo im Vorfeld der jährlichen Investorenkonferenz des norwegischen Staatsfonds statt. Solomon prognostizierte, dass es vermehrt zu Entlassungen kommen werde, da Unternehmen in diesem Jahr Ausgabenmanagement klar priorisieren.
«Die bisherigen politischen Massnahmen haben die Unsicherheit auf ein Niveau gehoben, das meines Erachtens nicht förderlich für Investitionen und Wachstum ist», sagte Solomon. «Wenn ich mit CEOs und unseren Kunden spreche, höre ich, dass sie Investitionen zurückhalten und klar den Gürtel enger schnallen.»
Obwohl das zweite Quartal verhalten angelaufen sei und viele Börsengänge derzeit auf Eis lägen, will Solomon die Hoffnung auf ein Comeback bei Fusionen im späteren Jahresverlauf oder 2026 noch nicht aufgeben. So habe etwa das Volumen von Private-Equity-Deals und Fusionen über 500 Millionen US-Dollar im ersten Quartal zugenommen.
«Die Kapitalmarktaktivität war im ersten Quartal im Jahresvergleich gestiegen», sagte Solomon. «Wenn die Unsicherheit weiter zunimmt, wird es weniger Aktivität geben. Aber ich persönlich glaube, dass sich die Lage beruhigen wird, wir einen klareren politischen Kurs bekommen und sich die Kapitalmärkte normalisieren.»
Auch wenn das Transaktionsgeschäft bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, konnten die Handelsabteilungen der Banken von der Marktunsicherheit profitieren: Goldmans Aktienhändler verzeichneten im ersten Quartal ein Rekordergebnis - im Einklang mit dem allgemeinen Trend an der Wall Street.
Solomon zeigte sich zudem ermutigt von Signalen aus dem US-Finanzministerium zu einer Lockerung der dortigen Bankenregulierung. Zur Regulierung in Europa sagte er, dass das umfangreiche Konjunkturpaket in Deutschland die Wachstumsperspektiven der Region verbessert habe - während die US-Märkte ins Hintertreffen geraten seien.
Er äusserte die Hoffnung, dass die Verantwortlichen in Brüssel regulatorische Hürden abbauen, die bislang einem einheitlichen Kapitalmarkt und einer Konsolidierung des Bankensektors im Weg standen.
«Ich nehme definitiv eine Entschlossenheit und Aufbruchsstimmung wahr, diese regulatorischen Barrieren abzubauen, die das Wachstum hier behindert haben - das wäre sehr konstruktiv», sagte Solomon mit Blick auf Europa. «Auch eine stärker wachstumsfördernde Fiskalpolitik würde der Region gut tun.»
(Bloomberg)