Aktien aus dem Substanzwert-Bereich könnten nach Einschätzung von Goldman Sachs in diesem Jahr wieder glänzen. Die Bankstrategen verweisen darauf, dass die Zentralbanken die Zinsen weiterhin hoch halten dürften und Anleger teuren Technologieaktien den Rücken kehren.
Nachdem sie jahrelang hinter ihren Wachstums-Pendants zurückgeblieben waren, erzielten die billigeren Value-Aktien eine überdurchschnittliche Performance, als die grossen Zentralbanken 2022 die Zinsen anhoben, um die anziehende Inflation einzudämmen. "Wir glauben, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, da die grossen Technologieunternehmen weiter unter Margendruck stehen, die Rohstoffpreise steigen und die Realzinsen höher bleiben", schrieben die Strategen um Peter Oppenheimer am Donnerstag in einer Analyse.
Vorsichtig hinsichtlich Technologie- und andere Wachstumswerten, die im vergangenen Jahr den schlimmsten Ausverkauf an der Wall Street seit 2008 angeführt hatten, äussert sich nicht nur Goldman. Savita Subramanian von der Bank of America Corp. sagte am Mittwoch, dass Anleger die überlaufenen Bereiche des Aktienmarktes meiden sollten, einschliesslich der grossen Technologiewerte. Der Morgan Stanley-Stratege Michael Wilson warnte ebenfalls davor, dass die Gewinnmargen von Technologieunternehmen in diesem Jahr wahrscheinlich einbrechen werden.
Höhere Zinsen schaden hochbewerteten Wachstumswerten
Höhere Zinsen schaden vor allem den am höchsten bewerteten Wachstumswerten, zu denen auch die Technologiebranche gehört, da sie einen grösseren Abschlag auf den Barwert künftiger Gewinne bedeuten. Obwohl die Bewertungen im letzten Jahr eingebrochen sind, sind diese Sektoren laut Oppenheimer nach wie vor teuer, während Finanzwerte und Energie relativ billiger seien.
Auf Basis der auf Zwölf-Monats-Sicht erwarteten Unternehmensgewinne zeigt der MSCI World Growth Index derzeit ein KGV von fast 21. Der 20-Jahres-Durchschnittswert liegt laut von Bloomberg zusammengestellten Daten bei 18. Sein Gegenstück, der Value-Index, wird dagegen etwas unter seinem langfristigen Durchschnitt gehandelt. Die letztjährige Outperformance von Substanzwert- gegenüber Wachstumstiteln war die grösste seit 2000.
Da die Fed signalisiert, dass die Leitzinsen wahrscheinlich so lange erhöht bleiben, bis sie weitere Anzeichen für eine Abkühlung der Inflation sieht, werden die Gewinnaussichten "entscheidend sein", während die Aktienbewertungen weiter sinken, sagte Oppenheimer. Auch das Wirtschaftswachstum müsse auf einen Tiefpunkt sinken, bevor sich die Aktienmärkte insgesamt nachhaltig erholen könnten, warnte er.
(Bloomberg)