Wussten Sie, dass Covid-19 geschaffen wurde, um eine neue Weltordnung zu installieren? Ist Ihnen aufgefallen, wie offen das geschieht – vor unseren Augen? Das Projekt heisst "The Great Reset", und das Zentrum des Plans liegt in der Schweiz. Genauer: in Genf, wo das World Economic Forum zuhause ist. Oder in Davos. Oder nächstes Jahr auf dem Bürgenstock.

"The Great Reset": Das steht der Menschheit bevor. Ein Neustart. Die Umsetzung hat begonnen. Bis 2030 wird eine neue Welt geschaffen, in der die Eliten eine streng überwachte Bevölkerung behüten wie Hirten ihre Schafe. 

"The Great Reset": Unter diesem Titel kursiert jedenfalls eine immer eifriger diskutierte Theorie, wonach ein präziser Plan zur Veränderung der Welt besteht.

Früher: «The Great Transformation»

Der Begriff wurde Anfang Juni in Umlauf gebracht: Da kündigte das World Economic Forum eine Initiative an, die helfen sollte, dass die Welt nach Covid-19 als besserer Ort dasteht. Covid-19 habe bewiesen, dass es möglich ist, "unsere ökonomischen und sozialen Grundlagen neu zu starten", schrieb Wef-Chef Klaus Schwab damals. Das Programm erschien als Wef-typische, eher vage Auflistung von Problemfeldern – Covid-19, Staatsverschuldung, Klimakrise –, die nun in einem gemeinsamen Effort angegangen werden müssten. Und unter dem Motto sollen dann die Eingeladenen beim nächsten World Economic Forum auf dem Bürgenstock diskutieren.

Für die meisten Beobachter steckte im "Great Reset" nicht unbedingt mehr Brisanz als in früheren Wef-Kalendersprüchen wie "Shaping the Post-Crisis World" (Wef 2009) oder "The Great Transformation" (2012). Aber offenbar hatte es der Begriff des "Reset" – des computermässigen Neustarts – in sich. Und ganz sicher ist die Lage heute heikler: Der grosse Anspruch des globalen Reset trifft auf das weitherum verbreitete Gefühl, dass Covid-19 von einer Elite missbraucht wird, um den Völkern demokratische Rechte zu entziehen. 

Und so ist der Verdacht auf den Sozialen Medien zu einem Trendthema geworden. Auf Twitter werden zu #TheGreatReset derzeit rund 200 Tweets pro Stunde abgefeuert. Auf Google suchen die Menschen zunehmend intensiv danach. 

Entwicklung der Suche nach "The Great Reset" auf Google bis November 2020. Quelle: Google Trends, HZ

Zusätzlich angeheizt wurden die Vermutungen vor wenigen Tagen, als das Video einer Rede von Justin Trudeau herauskam: Die Covid-19-Pandemie sei eine "opportunity for a reset", sagte der kanadische Premier an einer Videokonferenz der UN. Eigentlich äusserte Trudeau nur Ideen von einer gerechteren und klimafreundlicheren Welt, aber plötzlich diente sein Auftritt hunderten Kommentatoren als Beweis, dass hier etwas im Busch ist.

"Sie versuchen gar nicht mehr, es zu verstecken", schrieb einer. Libertäre, linke wie erzkonservative Stimmen griffen die Rede auf: Zu offensichtlich schien es, dass hier die Regierungschefs die Krise nützen wollen, um Macht zu zentralisieren. 

Kurz: Was das Wef im Sommer als Marketing-Spruch vorlegte, erscheint in diesem chaotischen Herbst als durchdachter Plan. Nach der bereits millionenfach angeklickten Rede von Justin Trudeau umso mehr. 

«Socialist Great Reset Movement»

Wer an die "Reset"-Verschwörung glaubt, neigt zum Beispiel dazu, die Coronakrise als letztes Aufbäumen der neoliberalen Managerkaste zu sehen (eine eher linke Sichtweise). Oder aber er versteht sie als Machtspiel der heimatmüden Globalisierer (die eher rechte Sichtweise): Hier wird insbesondere auch Joe Biden als wichtige Figur des Plans erachtet – er hatte, wie "Fox News" im Wahlkampf anmerkte, eine "disturbing connection" zum "socialist Great Reset Movement". Und hat nicht Wef-Gründer Klaus Schwab soeben die Wahl von Biden als wichtigen Schritt gerühmt, mit der Internationalismus wieder einen neuen "Boost" verspüren werde?

Eine dritte Deutung stellt den drohenden Überwachungsstaat in den Vordergrund (siehe etwa hier): Tatsächlich finden sich in den Reset-Sites und Plänen allerlei technokratische Zukunftsvorstellungen, zum Beispiel die Idee eines Gesundheits-Passes. 

Dass Klaus Schwab mit Thierry Malleret bereits im Juli ein Buch zum Thema veröffentlicht hatte ("The Great Reset", "Der grosse Umbruch"), macht die Sache für viele noch verdächtiger: Denn wie schafft man es, so kurz nach dem Ausbruch einer Pandemie ein 280seitiges Breitband-Werk mit Antworten zu liefern? Hatten die Autoren vielleicht gewisse Vorinformationen?

Ganz erstaunlich ist die Entwicklung ja nicht: Erstens hatten das Wef und die "Davos-Crowd" schon öfters eine tragende Rolle gespielt im Theater der bunten Conspiracies. Zweitens stellt die Pandemie sehr viele ungeklärte Fragen in den Raum. Drittens greifen die Regierungen tatsächlich weltumspannend durch – und verletzen dabei demokratische Regeln, ritzen an ihren eigenen Verfassungen oder pauken Gesetze durch, die mehr Überwachung ermöglichen und der Bevölkerung herkömmliche Rechte nehmen.

Kann das Zufall sein? In dieser Woche fand zum Beispiel auf der "Great Reset"-Site des Wef ein Talk statt zum Thema: "Nach der Pandemie: Wie Widerstandsfähigkeit und Vertrauen aufgebaut werden kann". Mit dabei waren EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Ökonomin Stephanie Kelton ("The Deficit Myth"), der ehemalige US-Aussenminister John Kerry oder Marriott-CEO Arne Sorenson. 

Man kann das als Zufallsauswahl sehen und das Meeting als folgenlosen Talk interpretieren – so wie man alle Wef-Konferenzen bislang verstehen konnte. Oder wenn man argwöhnisch ist, wittert man hier einen weiteren Hinweis auf ein diskretes globales Management.

Im Herbst 2020 sind die Zeiten offenbar so, dass die zweite Deutung mehr und mehr Anhänger gewinnt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf HZ unter dem Titel: "'The Great Reset': Wie das Wef ins Zentrum aller Verschwörungstheorien geriet"