Schweizer Firmen mit einem hohen Umsatzbeitrag aus den USA durften sich in den letzten Jahren nicht beklagen. Zum einen wuchs die dortige Wirtschaft deutlich schneller als andere Weltregionen und zum anderen wusste sich der Dollar gegenüber dem Franken einigermassen zu behaupten. Und als kleines Zückerchen gab es obendrauf das im Wahlkampf versprochene Steuergeschenk der Trump-Regierung. Davon profitierten auch viele ausländische Unternehmen, unter ihnen solche aus der Schweiz.

Nun warnt die Société Générale, dass ein hoher Umsatzbeitrag aus den USA schon bald zum Bumerang werden könnte. Denn die französische Grossbank rechnet mit einem deutlich schwächeren Dollar. In Franken oder Euro betrachtet schmälert ein solcher bei den betroffenen Firmen den Umsatz und Gewinn.

Schwächerer Dollar und Eskalation im Handelsstreit erwartet

Seit die Federal Reserve ein Ende der restriktiveren Geldpolitik signalisierte, hat der Dollar gegenüber dem Franken knapp 3 Prozent verloren. Sollte die US-Notenbank in den nächsten Tagen die erste Leitzinssenkung seit der Finanzkrise der Jahre 2007/08 bekanntgeben, dürfte der Dollar erneut unter Druck geraten. Mitunter ein Grund: Tiefere Zinsen schmälern aus Anlegersicht die Attraktivität einer Währung.

Sorgen bereiten der Société Générale aber auch die handelspolitischen Spannungen zwischen Washington und Brüssel. Die Grossbank schliesst im weiteren Jahresverlauf eine Eskalation nicht aus. Europäische Unternehmen hätten dann Konsequenzen zu befürchten.

Bankeigenen Berechnungen zufolge würde ein um 10 Prozent schwächerer Dollar die diesjährigen Gewinne bei den europäischen Unternehmen um durchschnittlich 4 Prozent schmälern.

Hohe Abhängigkeit der Schweizer Unternehmen vom Dollar

Beim Luxusgüterkonzern Richemont könnte der Gewinn sogar um rund 10 Prozent zurückgehen. Aus Sicht der Société Générale zählt das Genfer Unternehmen zu den europäischen Firmen mit der grössten Abhängigkeit von der Dollar-Entwicklung.

Richemont steht allerdings bei weitem nicht alleine da. Wie die US-Investmentbank Morgan Stanley schreibt, erzielen die am Schweizer Aktienmarkt gehandelten Unternehmen durchschnittlich 26 Prozent des Jahresumsatzes in Nordamerika. Nur Irland weist mit 37 Prozent eine noch höhere Abhängigkeit auf. Der europäische Durchschnitt liegt bei 18 Prozent.

Umsatzanteil aus Nordamerika in Prozent nach europäischen Ländern:

Hierzulande gelten neben Julius Bär und den Luxusgüterherstellern Swatch Group und Richemont auch die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis als in einem hohen Grad vom Dollar abhängig. Gerade diese drei Valoren entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf überdurchschnittlich stark und trugen massgeblich zum kräftigen Anstieg des Schweizer Aktienmarktes bei.

Umso mehr bleibt zu hoffen, dass die Société Générale mit ihrer Einschätzung falsch liegt und sich die Angst vor einem schwachen Dollar sowie vor einer Eskalation im Handelsstreit zwischen Washington und Brüssel als übertrieben erweist.