Die überwiegende Mehrheit der Eigner sprach sich am Mittwoch auf einer ausserordentlichen Generalversammlung für zwei Transaktionen aus, mit denen die Schweizer Grossbank insgesamt rund vier Milliarden Franken erlösen will. Für die Kapitalerhöhung in Form einer Privatplatzierung sprachen sich 92 Prozent aus, für das Bezugsrechtsangebot 98,3 Prozent, wie Credit Suisse mitteilte. Mit dem Geld will die Bank, die im dritten Quartal einen Quartalsverlust von vier Milliarden Franken eingefahren hatte und im Schlussquartal erneut einen milliardenhohen Vorsteuerverlust erwartet, Zweifel an ihrer Stabilität ausräumen und einen tiefgreifenden Umbau hin zu einem risikoärmeren Geschäft finanzieren.

"Das Abstimmungsergebnis bestätigt das Vertrauen in unsere Strategie, die wir im Oktober vorgestellt haben", sagte Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. "Und es ist ein wichtiger Schritt beim Aufbau der neuen Credit Suisse." Die Bank wolle in den nächsten ein bis zwei Jahren Stabilität und die Basis für künftiges profitables Wachstum schaffen und habe in den letzten zwei Wochen Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie gemacht. Die Erneuerung der Credit Suisse sei nicht nur aus strategischer und betrieblicher, sondern auch aus kultureller Sicht zwingend notwendig. Risiken dürften nur umsichtig und mit höchster Professionalität eingegangen werden und eine Speak-up-Kultur müsse gefördert werden. "Eine fest verankerte, solide Risikokultur ist daher ein grundlegender Faktor für uns", sagte Lehmann. Wichtige Meilensteine und Ergebnisse der Strategieumsetzung sollen veröffentlicht werden.

Nahost-Aktionäre bauen Einfluss aus

Das Bezugsrechtsangebot an die Aktionäre soll der Credit Suisse früheren Angaben zufolge brutto 2,2 Milliarden Franken einbringen, die Privatplatzierung rund 1,8 Milliarden. Grossanleger wie die Saudi National Bank haben sich verpflichtet, im Rahmen der Privatplatzierung Titel zum Preis von 3,82 Franken je Aktien zu kaufen. Bei der Bezugsrechtsemission steht der Preis noch nicht endgültig fest, er dürfte aber um 2,52 Franken liegen. Der Bezugsrechtshandel soll vom 28. November bis zum 6. Dezember dauern. Als erster Handelstag für die neuen Aktien ist der 9. Dezember vorgesehen. Die definitiven Bedingungen des Bezugsrechtsangebots will die Bank voraussichtlich am 24. November 2022 bekanntgegeben.

Zuvor war wenig Kritik an den Kapitalerhöhungen aufgekommen. Zwar hatte sich die Schweizer Ethos Stiftung angesichts der Verwässerung für die bestehenden Besitzer gegen den Einstieg eines neuen strategischen Aktionärs ausgesprochen, die deutlich grösseren Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS hatten den Vorschlag aber unterstützt. "Es ist klar, dass der Konzern Kapital benötigt," hatte ISS erklärt.

Mit den Transaktionen erhalten Anleger aus dem Nahen Osten noch grösseres Gewicht bei dem Zürcher Institut. Zu den bestehenden Eignern, dem Staatsfonds von Katar und der saudischen Olayan-Familie, kommt nun neu die teilweise im Besitz des Königreichs stehende Saudi National Bank. Trotz der Kapitalspritze hat die Bank noch einen steinigen Weg vor sich. Mit dem Abbau von 9000 Stellen und dem Ausstieg aus Teilen der Investmentbank will Credit Suisse in den kommenden Jahren wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Für 2025 peilt die Bank dann eine im Branchenvergleich immer noch bescheidene Eigenkapitalrendite von sechs Prozent an.

(Reuters)