Die Ausfuhren der Volksrepublik fielen im Juni um 12,4 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor, wie am Donnerstag aus Daten der Zollbehörde hervorging. Das ist der größte Rückgang seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als drei Jahren. Auch die Einfuhren schrumpften, und zwar um 6,8 Prozent. Beide Werte fielen schwächer aus, als von Analysten erwartet. So hatten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Experten im Schnitt mit einem Rückgang der Ausfuhren um 9,5 Prozent und der Einfuhren um 4,0 Prozent gerechnet.

Kein gutes Licht auf die nächsten Monate werfen die chinesischen Importe aus Südkorea, die im Juni um 19 Prozent einbrachen. Das deutet auf eine anhaltende Schwäche der Nachfrage nach Halbleitern und anderen Bauteilen für die Herstellung elektronischer Geräte in der Volksrepublik hin. "Der weltweite Rückgang der Nachfrage wird die Exporte weiterhin belasten", sagte Analystin Zichun Huang von Capital Economics. So steckt etwa mit Deutschland ein großer Abnehmer von Waren "Made in China" in der Rezession.

Die weltweite Konjunkturabkühlung und die schwächelnde Inlandsnachfrage hatten die Erholung der chinesischen Wirtschaft in den vergangenen Monaten ausgebremst. Für das gerade beendete zweite Quartal rechnen Ökonomen nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch zu einem Plus von 2,2 Prozent gereicht. Ökonomen führen die nachlassende Erholung auf die Narben zurück, die die strengen Corona-Maßnahmen und regulatorische Eingriffe in den Immobilien- und Technologiesektor hinterlassen hätten. Angesichts der großen Unsicherheit bauen vorsichtige Haushalte und Privatunternehmen ihre Ersparnisse auf und tilgen ihre Schulden, anstatt neue Anschaffungen oder Investitionen zu tätigen.

Die Regierung in Peking hat sich für dieses Jahr ein Wachstumsziel von moderaten rund fünf Prozent gesetzt, nachdem das Ziel für 2022 von 5,5 Prozent deutlich verfehlt worden war. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang hat seit seinem Amtsantritt im März immer wieder Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung in Aussicht gestellt, konkrete Schritte blieben bisher aber weitgehend aus.

Der Handel zwischen China und Russland ist im Juni gegen den Trend auf den höchsten Stand seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gestiegen. Beide Länder tauschten Waren im Wert von 20,83 Milliarden Dollar aus. Die Importe der Volksrepublik wuchsen demnach um 15,7 Prozent auf 11,28 Milliarden Dollar und damit schneller als im Mai mit rund zehn Prozent. China kauft Öl, Kohle und einige Metalle, dass Russland angesichts der westlichen Sanktionen mit Preisnachlässen anbietet. Die Ausfuhren nach Russland stiegen um 90,9 Prozent auf insgesamt 9,55 Milliarden Dollar, nachdem es im Mai sogar ein Plus von 114 Prozent gegeben hatte. Nach Angaben der Analyseagentur Autostat sind inzwischen sechs der zehn größten Anbieter auf dem russischen Automarkt chinesische Unternehmen wie Haval, Chery und Geely. Sie füllen das Vakuum, das westliche Firmen mit ihrem Rückzug aufgrund der Sanktionen hinterlassen haben.

(Reuters)