Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Fondsmanagern sind Investoren im Hinblick auf das Vorhaben der EU-Kommission uneins, auch Gas und Atomkraft unter bestimmten Bedingungen in einer Taxonomie als "grüne" Energieformen einzustufen. Die Brüsseler Behörde kann zwar ihre Pläne noch überarbeiten. Dies allerdings zeichnet sich aktuell nicht ab. Eine Gruppe von 20 der 27 EU-Länder könnte das automatische Inkrafttreten der Regelung zwar mit einem Nein stoppen. Auch das gilt als unrealistisch.
EU-Kriterienkatalog wirksam
In der Umfrage unter 16 Fonds, die zusammen rund sechs Billionen an Vermögenswerten managen, gaben fünf an, für sie seien Gas und Atomkraft keine nachhaltigen Energiequellen. Vier stuften nur eine der beiden Energiequellen als nachhaltig ein. Fünf wiederum betrachteten sowohl Gas als auch Atomkraft unter bestimmten Voraussetzungen als "grün". Zwei teilten ihre Ansichten nicht mit. In Deutschland hatte sich die Fondsbranche zuletzt kritisch geäussert. Die EU-Kommission wollte sich nicht zu der Reuters-Umfrage äussern.
Während Teile des EU-Kriterienkatalogs bereits in diesem Monat wirksam wurden, waren die Festlegungen zu Gas und Atomkraft noch über ein Jahr hinausgezögert worden. Grund war die intensive Lobbyarbeit mancher EU-Länder. So hatte vor allem Frankreich das grüne Label für die Atomtechnik durchgesetzt, von der das Land stark abhängig ist.
Kritik an der Taxonomie
Mitglieder eines Beratergremiums für die EU-Kommission hatten sich diese Woche kritisch zu der Taxonomie geäussert. Sie kritisierten, die geplanten Regelungen stimmten nicht mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 überein. Ihre Argumente: Diese bezögen Gaskraftwerke ein, deren Emissionen über dem Durchschnitt lägen. Zudem könnten neue Atomkraftwerke entstehen, die erst sehr spät an den Start gingen und damit kaum einen Beitrag zur Emissionssenkung leisteten.
(Reuters)