Das will ein australisches Minenunternehmen ändern durch die Gewinnung von “grünem” - weil CO2-neutral hergestelltem - Lithium aus Deutschland. Im Oberrheingraben bei Offenburg lagert in der Tiefe lithiumhaltiges, heisses Wasser. Das Anzapfen solcher Reservoirs zur Gewinnung von Ökostrom ist ein Standardverfahren vieler Versorger. Vulcan will einem solchen Kraftwerk neue Komponenten hinzufügen - die Extraktion und Aufbereitung des silbrigen Metalls.

In diesem Bemühen ist das Unternehmen jetzt mit einer Vorstudie zur Machbarkeit des Projekts einen Schritt weitergekommen: Die Lizenzen für die Lagerstätten am Oberrhein sind demnach 2,25 Milliarden Euro nach Steuern wert. Zu diesem Nettobarwert tragen auch die geplanten Geothermiekraftwerke mit ihrer Nennleistung von 74 Megawatt an erneuerbarem Strom bei. Was davon nicht zur Produktion gebraucht wird, wird verkauft und der Rohstoff wird CO2-neutral gewonnen. Eine Jahresproduktion von etwa 40'000 Tonnen Lithiumhydroxid sei möglich, genug für Batterien für eine Million Elektroautos.

Das Vorhaben ähnelt einem Projekt von Warren Buffetts Berkshire Hathaway am Salton Sea in Kalifornien.

Lithiumvorkommen am Oberrhein

Vulcan nennt das Lithiumvorkommen am Oberrhein das grösste in Europa und will laut der am Freitag veröffentlichten Berechnungen günstiger produzieren als jeder Hersteller heute am Markt. Die laufenden Kosten würden gerade einmal 2640 Euro pro Tonne betragen, verglichen mit bis zu 5760 Euro pro Tonne, die bei der Lithiumproduktion unter Tage oder im Tagebau anfallen. Produktionsstart könnte 2024 sein. Eine weitere Studie soll im zweiten Quartal begonnen werden und die Machbarkeit endgültig bestimmen.

Elektroautos sind ein wichtiger Teil der Bemühungen Europas auf dem Weg zur CO2-Neutralität bis 2050. Bei den Batterien geben derzeit jedoch Hersteller aus Asien den Ton an und Industrie und Politik wollen gegensteuern, um nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Lokale Produktion und umweltverträgliche Förderung der benötigten Materialien stehen im Fokus.

Die weltgrössten Lithiumminen liegen in Australien und das Material wird zumeist in China weiterverarbeitet. Die Prozesse sind energieintensiv und die Vorprodukte reisen tausende von Kilometern. Die billigere Alternative sind die südamerikanischen Soleanlagen über Tage. Dabei wird jedoch sehr viel Wasser verbraucht.

Lithium und Grünstrom

Der Abbau, wie Vulcan ihn plant, soll keinen dieser unerwünschten Effekte haben. Die Anlagen produzieren neben Lithium sogar überschüssigen Grünstrom und das Wasser wird - etwas kälter und mit geringerem Metallgehalt - nach der Aufbereitung wieder im Boden versenkt.

Europa hat eigene Lithiumvorkommen, die über oder unter Tage abbaubar wären. Strenge Umweltschutzgesetze und Widerstand von Anwohnern erschweren jedoch die Errichtung solcher Minen. In Finnland sah sich Keliber Oy erst 2019 gezwungen, einen geplanten Börsengang und den Bau einer Mine zu verschieben, nachdem die Genehmigungen des Unternehmens angefochten wurden.

Vulcan Energy ist in Australien an der Börse notiert sowie in Frankfurt. Das Papier stieg am Freitag zwischenzeitlich um 44 Prozent.

(Bloomberg)