Western Digital hält die Pole-Position im S&P 500. Im Jahresverlauf legten die Aktien des Speicherproduzenten rund 210 Prozent zu. Damit vermag der Konzern den Erzrivalen Seagate (+172 Prozent) und den Online-Broker Robinhood (+178 Prozent) klar abzuhängen.

Grund für die enormen Kursgewinne ist ein massiv verbessertes Geschäftsumfeld für die Speicherproduzenten aufgrund einer stark steigenden Nachfrage bei gleichzeitig begrenzter Produktionskapazität. «Jüngst verzeichnen auch NAND-Chips die gleichen starken Preissteigerungen, die bereits seit Oktober bei anderen Speicherchips zu beobachten waren», schrieben die viel beachteten Tech-Experten des US-Finanzinstituts Wedbush. NAND-Chips gehören zu den effizientesten, kostengünstigsten und meist verbreiteten Speicherchips.

«Die Preisanstiege sind abrupt, oft zweistellig und erfolgen zum Teil mehrfach innerhalb eines Monats», fügten sie hinzu. Samsung erhöhte beispielsweise die Preise im November um bis zu 60 Prozent. 

Zu den führenden Speicherchips-Herstellern gehören SK Hynix, Samsung Western Digital, Seagate und Micron. Sie alle wiesen im Jahresverlauf Kursavancen zwischen 100 und 260 Prozent auf. Einige der Papiere notieren weiterhin nahe dem jeweiligen Rekordhoch, andere befinden sich seit Mitte November in einer Kurskorrektur von rund 20 Prozent.

Dauer des Investitionsbooms als kritischer Faktor

Die Quartalsergebnisse und Prognosen von Western Digital liefern laut Expertinnen und Experten dennoch starke Hinweise darauf, dass der Investitionsboom in der KI nicht so bald nachlässt. «In Übereinstimmung mit Kommentaren von Seagate stellte Western Digital eine anhaltende Nachfrage von Hyperscalern- und Cloud-Kunden fest, die angesichts der zunehmenden KI-Nutzung erhebliche Daten erzeugen», schrieb Citigroup-Analystin Asiya Merchant. 

«Um die Nachfrage zu decken, greifen Kunden schneller auf Laufwerke mit höherer Kapazität, und Western Digital beschleunigt die geplanten Technologietransitionen für die Qualifikationen der Laufwerke der nächsten Generation», fügte sie hinzu. Bemerkenswert sei, dass das Unternehmen nun sieben Kunden mit festen Bestellungen bis zum ersten Halbjahr 2026 habe, von denen fünf alle Bestellungen für das gesamte Jahr 2026 abdeckten. Vereinbarungen mit dem grössten Hyperscaler-Kunden decken zudem das gesamte Jahr 2027 ab.

Expertinnen und Experten zeigen sich bei Western Digital sehr positiv. 21 von 26 Analysten raten trotz der enormen Kursgewinne weiterhin zum Kauf, lediglich fünf empfehlen ein Halten. Das durchschnittliche Kursziel für die nächsten zwölf Monate liegt rund 30 Prozent höher bei 181 Dollar.

«Da wir uns erst in den frühen Phasen des Ausbaus der KI-Infrastruktur befinden und das Speicherchip-Oligopol auch als solches agiert, erwarten wir, dass die Knappheit in den kommenden Quartalen nur anhalten oder sich verschärfen wird», schrieb kürzlich Cantor Fitzgerald.

Wie hoch die Bewertung noch steigen kann, wird sich weisen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt derzeit 16,7x und liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von etwa 8x. Zum Vergleich: Im Höhepunkt der Dotcom-Blase lag das KGV von Western Digital bei rund 9x. Nach dem Platzen der Blase stieg die Bewertung auf über 23x - die Gewinne verpufften schneller, als der Kurs sinken konnte. Das zyklische Geschäft und der enge Fokus machen den Speicherhersteller zu einer lukrativen, aber risikoreichen Anlage.

Luca_Niederkofler
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