Dies sagte ein Hamas-Vertreter der russischen Zeitung «Kommersant» bei einem von Israel scharf kritisierten Besuch in Moskau. Laut israelischem Militär werden mindestens 229 Geiseln in dem von der Hamas kontrollierten Küstenstreifen festgehalten. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober bombardiert Israel den Gazastreifen. Zehn weitere Lastwagen mit Hilfsgütern und ein Team ausländischer Ärzte gelangten am Freitag in das von Israel abgeriegelte Gebiet. Laut einer Meinungsumfrage ist fast die Hälfte der Israelis aus Sorge um die Geiseln dafür, mit einer grossangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen noch abzuwarten.
In mindestens zwei Gebieten im Gazastreifen gab es nach Darstellung von der Hamas nahestehenden Medien Zusammenstösse mit israelischen Truppen. Dabei habe es sich um den jüngsten von mehreren kleineren Einsätzen gehandelt, bei denen israelische Soldaten zeitweise in das Palästinensergebiet vorgedrungen seien. Israel bestätigte dies zunächst nicht. Den vorübergehenden Einfall von Soldaten in den Gazastreifen in der Nacht zum Donnerstag hatte das Militär mit der «Vorbereitung auf die nächsten Phasen des Kampfes» begründet.
Russland verteidigt Gespräche mit Hamas in Moskau
Die russische Zeitung «Kommersant» zitierte ein Mitglied einer Hamas-Delegation in Moskau mit den Worten, man brauche Zeit, um all diejenigen ausfindig zu machen, die von verschiedenen palästinensischen Gruppierungen beim Hamas-Angriff am 7. Oktober aus Israel entführt worden seien. «Sie haben Dutzende von Menschen entführt, die meisten von ihnen Zivilisten, und wir brauchen Zeit, um sie im Gazastreifen zu finden und dann freizulassen», sagte Abu Hamid. Dafür sei ein «ruhiges Umfeld» erforderlich. Bisher hat Hamas vier Geiseln freigelassen. Hamid wiederholte die von Reuters nicht überprüfbare Darstellung, dass bei israelischen Luftangriffen bereits 50 Gefangene getötet worden seien.
Russland rechtfertigte die Gespräche mit der Hamas-Delegation damit, dass es notwendig sei, mit allen Seiten des Konflikts in Kontakt zu bleiben. Die Delegation habe sich mit Vertretern des Aussenministeriums getroffen, aber keine Kontakte mit dem Kreml gehabt.
Ein Ärzteteam und zehn weitere Hilfstransporter erreichten den Gazastreifen, in dem nach UN-Schätzungen über 600.000 Menschen durch die israelische Bombardierung obdachlos geworden sind und vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) versorgt werden. Ein palästinensischer Grenzer sprach von zehn ausländischen Ärzten und zehn Lastwagen mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Seit Beginn des Krieges seien somit 84 Hilfs-Lkw gekommen. Nach UN-Angaben benötigt der Gazastreifen täglich etwa 100 Lastwagen, um den Grundbedarf zu decken.
Die 27 Staats- und Regierungschefs der EU verständigten sich am späten Donnerstag auf eine gemeinsame Erklärung, in der sie zur Einrichtung von «humanitären Korridoren und Pausen» zur Versorgung des Gazastreifens aufrufen. Um die Formulierung war lange gerungen worden. Die Bundesregierung und weitere Länder hatten sich gegen Forderungen nach einer «Waffenruhe» gestellt, weil dies als Einschränkung des israelischen Rechts auf Selbstverteidigung verstanden werden könne.
US-Luftangriffe in Syrien
Zwei US-Kampfflugzeuge griffen am Freitag Waffen- und Munitionslager in Syrien an, die zu Milizen gehörten, die vom Iran unterstützt würden. Dies sei eine Reaktion auf Angriffe auf US-Streitkräfte und deren Verbündete im Irak und Syrien gewesen. US-Präsident Joe Biden habe die Angriffe angeordnet. Zuvor hatte Biden am Donnerstag eine seltene direkte Warnung an den Iran gerichtet, keine US-Truppen im Nahen Osten anzugreifen. Die USA haben zuletzt Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region entsandt. Am Donnerstag erklärte das Pentagon, dass etwa 900 weitere US-Soldaten auf dem Weg oder im Nahen Osten seien, um die Luftabwehr für das US-Personal zu verstärken.
Seit dem 7. Oktober wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mindestens 7326 Palästinenser durch israelische Angriffe getötet. Beim Hamas-Angriff auf Israel wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet.
(Reuters)