Die Geldmärkte preisen inzwischen nahezu keine weitere Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank mehr ein und sehen bis Ende 2026 rund 30% Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung. In Australien schloss Notenbankgouverneurin Michele Bullock am Dienstag weitere Lockerungen aus, sodass Swaps bis Ende nächsten Jahres nahezu zwei Viertelpunkt-Anhebungen implizieren.

Auch in Japan sind sich Händler fast sicher, dass die Bank of Japan ihren Leitzins in der kommenden Woche um 25 Basispunkte auf 0,75% anheben wird, mit mindestens einer weiteren Erhöhung im kommenden Jahr.

Selbst in den USA, wo die Federal Reserve noch in diesem Monat voraussichtlich senkt, verändert sich der Ausblick für 2026. Händler erwarten nun nur noch zwei weitere Reduzierungen im kommenden Jahr, verglichen mit drei Ende letzten Monats.

«Es ist auffällig, wie die Märkte Straffungen als nächsten Schritt für eine wachsende Zahl von Regionen einpreisen», sagte Jim Reid, Global Head of Macro Research bei der Deutschen Bank, in einer Kundenmitteilung. «Sollte dies auch in den USA geschehen, würden Risikoanlagen und die Aussichten für das nächste Jahr zweifellos grundlegend verändert.»

Auslöser für die Neubewertung des geldpolitischen Pfads waren Äusserungen einer EZB-Vertreterin am Montag. Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zeigte sich einverstanden mit den Erwartungen der Investoren, dass die nächste Zinsentscheidung der Zentralbank eine Erhöhung sein wird. Dies befeuerte Wetten auf eine EZB-Anhebung im nächsten Jahr.

Die Folge der Neubepreisung dürfte ein Anstieg der Anleiherenditen sein. Während die Renditen für US-, europäische, britische und japanische Staatsanleihen am Dienstag leicht nachgaben, liegen sie im Monatsverlauf deutlich höher.

Kurzfristig könnten die Bewegungen jedoch durch den geldpolitischen Beschluss der Fed am Mittwoch begrenzt werden. Die USA veröffentlichen am heutigen Dienstag ausserdem die Zahl der offenen Stellen für Oktober.

«Schwache Zahlen könnten ausreichen, damit Dollar-Anleihen einen Teil ihrer in den letzten Sitzungen verlorenen Positionen wieder zurückgewinnen», sagte Evelyne Gomez-Liechti, Strategin bei Mizuho International.

(Bloomberg)