Noch vor zwei Jahren galten Myriad-Aktien als Investoren-Lieblinge unter den Nebenwerten. Doch der rasante Kursanstieg ab Mai 2014 endete im Juni 2015 abrupt.

In Prozent ausgedrückt liest sich die Kursentwicklung des Software-Entwicklers so: Von Mai 2014 bis Juni 2015 legte die Aktie 408 Prozent zu, ab Juni 2015 bis Stand heute verlor sie wiederum 75 Prozent an Wert. Das dürfte auch Investor Martin Ebner schmerzen, der schon lange dabei ist und aktuell 33,5 Prozent der Myriad-Aktien besitzt.

Entwicklung Myriad-Aktie seit April 2012 (Quelle: cash.ch).

Am 23. Februar 2017 kam der jüngste Schock hinzu: Im Geschäftsjahr 2016 reduzierte sich Myriads Umsatz um 46 Prozent, der Verlust belief sich auf 28,2 Millionen US-Dollar und die Nutzerzahlen für die Social-Media-App Versy  fielen im vierten Quartal 2016 auf gut 1 Million von 1,2 Millionen (per Ende September 2016) zurück.

Dies alles, nachdem CEO Stephen Dunford bereits Ende Januar 2017 überraschend den Bettel hinschmiss und dadurch für weitere Verunsicherung sorgte. Es übernahm Erik Hansen, seines Zeichens gleichzeitig VR-Präsident bei Myriad.

Nur kleine Hoffnung am Horizont

Als Anleger stellt sich nun natürlich die Frage: Ist die Talsohle erreicht? Für Myriad spricht, dass man neben dem hinter den Erwartungen liegenden Nachrichtendienst Versy nun ein zweites Standbein aufstellen will. "Myriad Connect" ist ein Cloud-basiertes Plattformangebot, wo unter anderem eine vereinfachte Authentifizierung für Finanzdienstleister über das Smartphone möglich sein soll. Wachstum wird hier langfristig angestrebt und nicht in der kurzen Frist.

2016 soll ein Übergangsjahr gewesen sein, 2017 erwartet Myriad wieder stabilere Umsätze. Darüber hinaus wird der Personalbestand von 180 auf 146 reduziert.  Es wird langsam Zeit, dass Myriad die grosse Wende schafft, denn mit einem Cash-Bestand per Ende 2016 von 19,2 Millionen Dollar (Stand Juni 2016: 30 Millionen Dollar) geht dem Handysoftware-Unternehmen langsam aber sicher das Geld aus.

2014 war alles möglich

Myriad ist im Jahr 2009 aus einem Zusammenschluss des Softwareherstellers Esmertec aus Dübendorf und der französischen Purple Labs entstanden. 2014 standen die Zeichen noch auf Umbruch, alles schien möglich. Myriad lancierte den Messaging-Dienst msngr für Smartphones, welcher WhatsApp ähnelt. Der Fokus lag (und liegt noch immer) auf Schwellenländern in Südamerika. Im März 2014 waren es bereits 50 Millionen Nutzer.

Aktionäre begannen zu träumen: Zu Beginn des selben Jahres eignete sich Facebook WhatsApp - welches damals 500 Millionen Abonnenten hatte - für 19 Milliarden Dollar an. Man sah nun Myriad ebenfalls als Übernahmekandidaten mit einem Kaufpreis von bis zu 1,9 Milliarden Dollar - auch wenn die Firma nur ein Bruchteil dessen Wert war. Und auch heute weist sie nur einen Börsenwert von knapp über 180 Millionen Dollar auf.

So nahmen (unrealistische) Wachstumsfantasien überhand, die früher oder später platzen mussten. Denn: Die erhoffte Übernahme fand nie statt. Der Kursfall kam ziemlich zeitgleich mit der Umbenennung von msngr zu Versy, der Nachrichtendienst erhielt dabei auch gleich ein neues Design sowie zusätzliche  Funktionen.

Der verheerende Tweet

Als eigentlich Auslöser des Kurssturzes galt im Juli  2015 folgender Tweet des einflussreichen US-Leerverkäufers Dan Yu, Gründer des Investmenthauses Gotham City Research:

Yu gab bekannt, dass Gotham City Research Short-Positionen bei Myriad aufgebaut habe und das Papier mit unter 1 Dollar bewerte - zu einem Zeitpunkt, als der Kurs noch bei über 5 Dollar notierte. Dies läutete die Talfahrt der Myriad-Aktie ein, welche bis heute kein Ende genommen hat.

Fazit: Wer eine Aktie mit grossem Potenzial bei kleinem Risiko sucht, ist bei Myriad sicherlich an der falschen Stelle. Die Aktie ist höchstens für extrem risikofreudige Trader ein Thema. Für alle anderen gilt: Abwarten, bis Myriad positivere Zahlen liefert.