Die Kursschwäche vom Vortag hatte es erahnen lassen: Die in der Augenheilkunde tätige Alcon blickt auf ein schwaches zweites Quartal zurück. Während sich der Umsatz mit 1,2 Milliarden Dollar in etwa im Rahmen der Erwartungen bewegt, liegt der operative Verlust mit 466 Millionen Dollar weit über den von Analysten geschätzten 275 Millionen Dollar. Der Verlust übertrifft dabei selbst die pessimistischsten Annahmen.
Eigenen Angaben zufolge befindet sich die ehemalige Novartis-Tochter pandemiebedingt auch weiterhin im Blindflug. Deshalb verzichtet das Unternehmen trotz einer kontinuierlichen Belebung seit April auf Jahresvorgaben.
Die Alcon-Aktie setzt die Talfahrt vom Vortag ungebremst fort. Nach einem Rücksetzer bis auf 51,72 Franken verliert sie noch immer 5,2 Prozent auf 52,12 Franken.
Hohe Fixkosten ein Problem
J.P. Morgan stellt klar, dass sich ein Teil des operativen Verlusts mit einmaligen Faktoren wie etwa ausserordentlichen Lagerkorrekturen und Rückstellungen für unbezahlte Rechnungen erklären lässt. Etwas irritiert zeigt sich die US-Investmentbank hingegen von den höheren Kosten. Diese liegen um rund 10 Prozent oder 54 Millionen Dollar über den bankeigenen Schätzungen. Gleichzeitig stösst man sich bei J.P. Morgan an den wenig aussagekräftigen zukunftsgerichteten Kommentaren. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Neutral" mit einem Kursziel von 55 Franken.
Vontobel sieht die ehemalige Novartis-Tochter weiterhin im Turnaround. Die Zürcher Bank sieht die Covid-19-Krise das Unternehmen noch bis ins kommende Jahr hinein begleiten und hält deshalb sogar für möglich, dass die Mittelfristziele verfehlt werden. Die Aktie wird bei Vontobel unverändert mit "Reduce" und einem Kursziel von bloss 47,50 Franken eingestuft.
Einige Anleger haben die Enttäuschung kommen sehen
Alcon habe ein schwaches Ergebnis ausgewiesen und die eigenen Erwartungen sowie den Konsens deutlich verfehlt. Es falle auf, dass die hohen Fixkosten nicht hätten absorbiert werden können, so schreibt die Zürcher Kantonalbank. Sie hält am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil fest.
Auch bei anderen Banken sorgt die Kostenentwicklung für rote Köpfe. Alcon habe womöglich ein Kostenproblem, so lautet der Tenor. Wichtige Erkenntnisse erhofft man sich diesbezüglich von der ab 14 Uhr anlaufenden Telefonkonferenz.
Einige Anleger haben die Enttäuschung wohl kommen sehen. Nur so lässt sich erklären, weshalb die Alcon-Aktie am Dienstag als SMI-Tagesverlierer mit einem Minus von 3,7 Prozent aus dem Handel ging.
Die Aktie notiert somit nur noch unwesentlich über dem Stand von Ende Dezember und dem Stand zum Zeitpunkt der Abspaltung von Novartis vom April letzten Jahres. Der erstbezahlte Kurs lag damals bei 55 Franken.