Der Futures-Handel für Aktien, Anleihen, Devisen und Rohstoffe war auf mehreren wichtigen Plattformen lahmgelegt und lief erst nach mehr als elf Stunden am Nachmittag (MEZ) schrittweise wieder an. Grund sei ein Problem mit der Kühlung in einem Rechenzentrum in Chicago gewesen, teilte die CME mit.
Die Störung stoppte den Handel mit den wichtigsten Währungspaaren auf der EBS-Devisenplattform der CME sowie richtungsweisenden Futures, darunter für Rohöl der Sorte WTI, den Nasdaq 100 und Nikkei, Palmöl und Gold. Marktteilnehmer sprachen von der heftigsten Panne seit Jahren.
Futures sind eine tragende Säule der Finanzmärkte und werden von Händlern, Spekulanten und Unternehmen genutzt, die Positionen in einer breiten Palette von Basiswerten absichern oder halten wollen. Ohne diese und andere Instrumente waren die Makler im Blindflug. Viele zögerten stundenlang, mit Kontrakten zu handeln, für die es keine aktuellen Preise gab.
«Abgesehen von dem unmittelbaren Risiko, dass Händler ihre Positionen nicht schliessen können - und den potenziellen Folgekosten - wirft der Vorfall allgemeinere Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit auf», sagte Axel Rudolph, Analyst bei der Handelsplattform IG. Einige europäische Broker sagten, dass sie im Laufe des Tages nicht in der Lage gewesen seien, den Handel mit einigen Produkten für bestimmte Futures-Kontrakte anzubieten.
Christopher Forbes vom Broker CMC Markets sagte, er habe in 20 Jahren noch nie einen derart weitreichenden Börsenausfall erlebt. CMC habe den Handel in mehreren Rohstoffkontrakten ausgesetzt und bei anderen Produkten entweder die Preisquelle gewechselt oder auf interne Daten und Berechnungen zurückgegriffen, um Preise für Kunden und sogar andere Broker zu stellen. «Dies ist nicht nur ein Handelsproblem, sondern auch eine Erinnerung daran, dass Rechenzentren zu einer wichtigen Infrastruktur geworden sind, die nicht hundertprozentig zuverlässig ist und Kapazitätsprobleme hat», sagte Portfoliomanager Michail Zherev von Amati in London.
Wahrscheinlich eine überfällige Mahnung
Doch es hätte sogar noch schlimmer kommen können, da viele Marktteilnehmer den verkürzten US-Handelstag nach Thanksgiving freinehmen und die Handelsumsätze vergleichsweise gering sind. «Das ist ein blaues Auge für die CME und wahrscheinlich eine überfällige Mahnung, wie wichtig die Marktstruktur ist und wie alles miteinander verbunden ist», sagte Ben Laidler, Leiter der Aktienstrategie bei Bradesco BBI.
Zwar sei auch der Monatsultimo ein Tag, an dem einige Händler Positionen schliessen wollen. Es hätte aber schlimmere Tage geben können. «Von allen 252 Handelstagen des Jahres, an denen dies hätte passieren können, war dies wahrscheinlich der günstigste für die CME», sagte Alex Morris von F/M Investments.
Die CME ist nach Marktwert der grösste Börsenbetreiber und bietet nach eigenen Angaben die breiteste Palette an Benchmark-Produkten an, die sich auf Zinsen, Aktien, Metalle, Energie, Kryptowährungen und Landwirtschaft erstreckt. Der Ausfall am Freitag ereignete sich mehr als ein Jahrzehnt nach dem Vorfall im April 2014, als die CME den elektronischen Handel für einige landwirtschaftliche Kontrakte wegen technischer Probleme einstellen musste.
Zuletzt hatten 2024 Ausfälle bei der LSEG und dem Schweizer Börsenbetreiber die Märkte kurzzeitig unterbrochen.
(Reuters)
