Nicht zuletzt dank einem guten Auftragsbestand dürfte ABB auch für das zweite Jahresviertel ein deutliches Umsatzwachstum ausweisen. Analysten prognostizieren analog zu den ABB-eigenen Prognosen ein prozentual zweistelliges Wachstum in allen vier Sparten. Die bessere Auslastung der Anlagen dürfte auch die Margen stützen.
Im Fokus der Analysten wird daher vor allem der Auftragseingang stehen, also der künftige Umsatz. Experten gehen angesichts der abgekühlten Konjunktur und der nur sehr schleppenden Erholung in China von einer etwas langsameren Dynamik aus. Das sogenannte "Book-to-bill-Verhältnis" werde aber weiter knapp über 1x liegen. Das heisst, pro umgesetztem Franken kamen bei ABB Neuaufträge im Wert von mehr als einem Franken rein.
Die Gewinnzahlen werden Analysten zufolge deutlich steigen. Denn im Vorjahr hatten der Ausstieg aus einem alten Projekt und der Rückzug aus Russland hohe Sonderkosten verursacht.
Wachstum von mindestens 10 Prozent für das Gesamtjahr
Für das zweite Quartal 2023 hatte ABB im April ein zweistelliges Wachstum des vergleichbaren Umsatzes und darauf gestützt eine verbesserte operative EBITA-Marge in Aussicht gestellt. Für das gesamte Jahr 2023 hatte ABB zuletzt ein Wachstum von mindestens 10 Prozent und die Verbesserung der operativen EBITA-Marge gegenüber dem Vorjahr versprochen.
ABB war im Mai Opfer eines Hackerangriffs. Ausgeführt wurde dieser laut Branchenportalen von der russischen Hackergruppe "Black Basta". Diese setzt dabei in der Regel auf "doppelte" Erpressungsversuche.
Knapp zwei Wochen später gab der Konzern Entwarnung: Die Auswirkungen des Angriffs seien eingedämmt worden, hiess es in einem Communiqué. "Alle wichtigen Services und Systeme von ABB sowie alle Fabriken sind in Betrieb", teilte das Unternehmen seinerzeit mit.
ABB hat auch zuletzt aus seinem Portfolio gearbeitet. So wurden im Berichtsquartal das Niederspannungsmotoren-Geschäft von Siemens sowie der deutsche Smart-Home-Spezialist Eve Systems übernommen. Auf der anderen Seite wurde der früher angekündigte Verkauf der Sparte Power Conversion unter Dach und Fach. Der Konzern rechnet daraus mit einem kleinen Buchgewinn, der im dritten Quartal anfallen sollte.
Richemont-Einbruch als Vorbote?
Die ABB-Aktien haben am Vortag vor der Zahlenpräsentation einen schweren Stand. "Einige Investoren streichen offensichtlich Gewinne ein", meinen Marktbeobachter. Dies sei angesichts der Performance von mehr als einem Fünftel seit Anfang Jahr auch keine Überraschung. "Auf einem solchen Kursniveau braucht es nur wenig, damit der Kurs einbricht", so ein Händler. Dies habe Richemont am Montag eindrücklich gezeigt. Und die Erwartungshaltung bei ABB sei ähnlich hoch. Von CEO Björn Rosengren werden markante Umsatz- und Margenverbesserungen erwartet. Und bei den Bestellungen sollte sich das eingetrübte Umfeld auch nicht allzu stark bemerkbar machen. "Kann Rosengren nicht 'liefern', geht es mit ABB am Donnerstag bergab", so ein Börsianer.
Die ABB-Aktien gehören mit einem Plus von rund 21 Prozent seit Anfang Jahr zu den stärksten Blue Chips. Der SMI hat sich im selben Zeitraum seitwärts bewegt. Im Vorjahr sanken die Titel um gut 16 Prozent.
(AWP/cash)