In Spanien könne das Bruttoinlandsprodukt durch solche Wetterereignisse im laufenden Jahr um 1,4 Prozentpunkte geringer ausfallen, heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung von Allianz Research. In Italien (-1,2 Prozentpunkte), Griechenland (-1,1) und China (-1,0) wären die Folgen demnach ähnlich gross. In den USA dürfte das Wachstum um 0,6 Prozentpunkte gedämpft werden, in Europa im Schnitt um 0,5 Punkte.
«Innerhalb Europas zeigt sich ein starkes Nord-Süd-Gefälle», sagte Allianz-Ökonomin Jasmin Gröschl. «In den südeuropäischen Ländern sind die Auswirkungen besonders stark, im vergleichsweise 'kühlen Norden' wie beispielsweise in Deutschland mit 0,1 Prozentpunkten hingegen relativ gering.» Allerdings könne dies ausreichen, um das aktuell prognostizierte Wachstum in Deutschland von 0,1 Prozent für 2025 dahinschmelzen zu lassen.
Hitzewellen haben der Studie zufolge ähnliche Auswirkungen wie Streiks. «Hitzewellen lähmen die Wirtschaft», sagte Gröschl. «Es wird insgesamt weniger gearbeitet.» Ein Tag mit extremen Temperaturen von mehr als 32 Grad entspreche in etwa einem halben Streiktag. Das sei in Einzelfällen zunächst wirtschaftlich verkraftbar. «Aber mit dem zunehmenden Klimawandel nimmt sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität solcher Ereignisse zu», sagte die Expertin. «Hitzewellen, Dürren und Waldbrände werden zum 'neuen Normal', auf das sich die Wirtschaft einstellen muss, um langfristige, gravierende Einbussen zu vermeiden.»
Eine gemeinsame Studie des World Economic Forum (WEF) und der Allianz kommt zu dem Schluss, dass sich extreme Hitze rasch zum kostspieligsten Klimarisiko entwickeln dürfte. Hitzewellen könnten bis 2035 voraussichtlich zu jährlichen Produktivitätsverlusten in Höhe von 2,4 Billionen US-Dollar führen. «Gerade angesichts der aktuellen Diskussionen um Arbeitszeiten und Produktivität, besteht hier Handlungsbedarf», sagte Gröschl. «Das ist ein Weckruf für die Zukunft, um jetzt entsprechende Massnahmen in die Wege zu leiten und insbesondere die Energiewende oder Infrastruktur wie beispielsweise die Begrünung von Stadtzentren voranzutreiben.»
(Reuters)