Die gute Nachricht zuerst: Der Bauchemiekonzern Sika steigert den Umsatz in den ersten neun Monaten prozentual zweistellig und übertrifft damit die Markterwartungen leicht. Die schlechte Nachricht: Einige Analysten hatten mit einem noch stärkeren Wachstum gerechnet.

Auch beim operativen Gewinn (EBIT) sowie beim Reingewinn kann das Unternehmen nicht ganz mit den hohen Erwartungen Schritt halten. Beobachter bezeichnen es deshalb als Opfer des eigenen, langjährigen Erfolgs.

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 164,70 Franken gewinnt die Sika-Aktie zur Stunde nur noch 0,7 Prozent auf 162,35 Franken. Beobachter schliessen nicht aus, dass im weiteren Tagesverlauf Gewinnmitnahmen einsetzen.

Drittes Quartal mehr oder weniger solide

Aus Sicht der UBS ist der vorliegende Zahlenkranz sowohl von Licht und Schatten geprägt. Die grösste Schweizer Bank macht keinen Hehl daraus, dass sie sich von der operativen Gewinnentwicklung mehr erhofft hatte. Angesichts der Tatsache, dass die Sika-Aktie fast 20 Prozent mehr kostet als noch im August, rechnet die UBS mit gehaltenen bis leicht negativen Kursen. Sie empfiehlt die Aktie schon seit längerer Zeit mit einem 12-Monats-Kursziel von 135 Franken zum Verkauf.

Die Bank Vontobel begrüsst zwar das anhaltend starke Wachstum, befürchtet jedoch, dass Sika die doch sehr optimistischen Erwartungen für das Schlussquartal sowie für das kommende Jahr verfehlen könnte. Die Automobilindustrie habe sich nämlich abgeschwächt und in Japan sei es im Vorfeld der Erhöhung der Mehrwertsteuer zu vorgezogenen Käufen gekommen, so die Zürcher Bank. Ihres Erachtens könnten zudem die stark schwankenden Rohmaterialpreise und Währungsschwankungen zu einem Problem werden. Bei der Bank Vontobel wir die Sika-Aktie deshalb nur mit "Hold" und einem Kursziel von 150 Franken eingestuft.

Der Zürcher Kantonalbank zufolge wartet Sika mit einem guten Neunmonatsergebnis auf, insbesondere verglichen mit anderen internationalen Konkurrenten aus der Chemie- und Automobilzulieferindustrie. Doch auch die Zürcher Bank geht davon aus, dass sich die Markterwartungen an das Schlussquartal als zu hoch erweisen könnten. Deshalb ortet sie leichten Revisionsbedarf nach unten. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Kann Sika den Erwartungen überhaupt noch gerecht werden?

Noch zur Jahresmitte galt die Aktie von Sika unter den Titeln aus dem Swiss Market Index (SMI) als das Mass aller Dinge. Mit einem Kursplus von fast 34 Prozent führte die Aktie die Gewinnerliste damals unangefochten an. Nach einem deutlichen Rücksetzer während den anschliessenden Sommermonaten konnte sie sich in den letzten Wochen wieder in die Nähe des Rekordhochs bei 170 Franken vorarbeiten. Für die nötigen Impulse sorgte der Investorentag von Anfang Oktober, kommunizierte der Bauchemiehersteller an diesem Tag doch ambitionierte neue Zielvorgaben für das kommende Jahr.

Händlern zufolge zählt Sika am Schweizer Aktienmarkt zu den Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. In den vergangenen zehn Jahre habe sich der Aktienkurs mehr als versiebenfacht, so heisst es. Einige Händler sehen daraus aber auch ein Problem für das Unternehmen in Form hoher und kaum noch erreichbarer Erwartungen erwachsen. Die hohen Erwartungen spiegeln sich auch in der Aktienbewertung wider. So weist die Sika-Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 30 auf.