Kaum eine andere Aktie hat in den letzten vier Wochen derart zugelegt wie Leonteq. Das auf strukturierte Produkte spezialisierte Unternehmen kletterte seit Anfang Juli über 27 Prozent in die Höhe. Auslöser für diesen Höhenflug waren die über Erwarten gut ausgefallenen Halbjahreszahlen vom 23. Juli. Bereits im Vorfeld hatten sich etliche Anleger mit Aktien von Leonteq eingedeckt, was dem Titel zusätzlichen Schub nach oben verlieh. Auch am Montag gehört Leonteq zu den auffälligsten Titeln am Schweizer Markt.

Noch deutlicher fällt das Kursplus seit Jahresbeginn aus. Der Wertzuwachs beträgt 70 Prozent, womit Leonteq in diesem Zeitraum zu den sechs stärksten Titeln im Swiss Performance Index SPI zählt. Zugleich legte Leonteq eines der erfolgreichsten Debüts der letzten Jahre an der Schweizer Börse hin. Beim Börsengang im Oktober 2012 zu 45 Franken ausgegeben, notiert das Leonteq-Papier zurzeit bei 76 Franken, was ein Plus von 60 Prozent bedeutet.

Schwelender Zwist

Der Struki-Spezialist profitierte im ersten Halbjahr vom anhaltend positiven Börsenumfeld, das die Nachfrage nach den derivativen Produkten zusätzlich anfeuerte. Leonteq-CEO Jan Schoch präsentierte einen Semestergewinn 21,5 Millionen Franken - mehr als doppelt so viel als noch ein Jahr zuvor. Für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres ist Schoch zuversichtlich. Er erwarte ein "solides Ergebnis".

Dennoch ist nach der jüngsten Kursrally Vorsicht geboten. Die Kursentwicklung der Aktie hängt stark von einem ansprechenden Börsenumfeld ab. Eine positive Stimmung an den Finanzmärkten führt in der Regel zu einer höheren Nachfrage nach Finanzprodukten.

Zu einem möglichen Risiko für Leonteq-Anleger könnte zudem der Streit um einen Kooperationsvertrag zwischen Raiffeisen und der Bank Vontobel werden. Seit Mitte März, als die Raiffeisen-Tochter Notenstein sich mit 23 Prozent an Leonteq beteiligte, ist diese in den seit Monaten schwelenden Zwist zwischen Vontobel und Raiffeisen involviert.

Vontobel behauptet, die Raiffeisen-Gruppe sei vertraglich verpflichtet, strukturierte und andere Finanzprodukte exklusiv bei ihr zu beziehen. Mit der engen Zusammenarbeit zwischen der Raiffeisen-Tochter Notenstein und Leonteq werde diese Vereinbarung gebrochen. Unklar ist, wie sich ein für Leonteq nachteiliger Schiedsgerichtentscheid auf deren Umsatz und Gewinn auswirken würde. Denn dann wäre Notenstein gezwungen, sämtliche Derivate wieder bei der Bank Vontobel zu beziehen.

White-Labeling-Strategie

Die ersten Monate des Börsen-Neulings waren nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch auffallend wechselvoll. An die Börse gelangte das Unternehmen unter dem Namen EFG Financial Products als Tochter der Privatbank EFG International. Vor gut zwei Monaten entschied sich die Firma, den Namen zu ändern. Aus der kryptischen Abkürzung EFGFP wurde Leonteq - ein Name, der die Nähe zum Schweizer Markt signalisieren soll. Denn Leontopodium ist der lateinische Ausdruck für Edelweiss.

Den Hauptanteil des Umsatzes macht die so genannte White-Labeling-Strategie aus. Als unabhängiger Plattformbetreiber bietet Leonteq strukturierte Produkte nicht nur instititutionellen Anlegern, sondern auch anderen Banken zum Vertrieb unter deren Namen an. Dieses Geschäft befindet sich inbesondere in Asien noch immer im Wachstum - ganz im Gegensatz zum Retailgeschäft an der Derivatebörse Scoach. Zwar haben sich dort die Umsätze vom miserablen 2012 wieder leicht erholt. Von den Rekordwerten aus dem Jahr 2007 ist man dort aber noch weit entfernt.