Kein anderer Titel des Swiss Market Index (SMI) war in dieser Woche so stark wie die Aktie von Geberit. Mit einem Zuwachs von 8,7 Prozent bis am frühen Freitagnachmittag überflügelt sie die Valoren von Sika (+3,2 Prozent) und Holcim (+2,9 Prozent), die nun Rang zwei und drei in der Liste der besten SMI-Titel der ersten Märzwoche einnehmen.

Den kräftigsten Anstieg verzeichnete der Sanitärtechnikkonzern aus Rapperswil-Jona von Dienstag bis Donnerstag. An diesen beiden Handelstagen legte die Aktie in der Spitze 15 Prozent zu, bevor es am Freitag wieder nach unten ging. 

Für den Kurssprung der zurückliegenden Tage gibt es Gründe. Zum einen hatte Geberit die Zahlen zum Geschäftsjahr 2024 vorgestellt. Der operative Cashflow, das Betriebsergebnis und das Nettoergebnis sind gesunken und etwas unter den Konsenserwartungen der von AWP befragten Analysten geblieben. Jedoch soll die Dividende um 0,8 Prozent auf 12,80 Franken erhöht werden. Die Experten hatten mit einer Kürzung auf 12,67 von 12,70 Franken gerechnet.

Zum anderen wurde in Deutschland ein mehrere hundert Milliarden Euro schweres Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur auf den Weg gebracht. Die Hoffnung ist, dass der Sanitärtechniker, der 2024 rund 30 Prozent des Nettoumsatzes in Deutschland gemacht hat, von diesem Paket profitieren wird. 

Geberit-CEO Christian Buhl sagte am Donnerstag, das Konsumentenvertrauen in Deutschland sei nicht sehr hoch. Doch wenn es mit dem Finanzpaket steige, werde das ein wichtiger Hebel sein. «Das gibt dem Markt ein positives Gefühl, und davon werden wir bald profitieren.»

Fiskalpaket ist laut Analyst ein Strohfeuer

Derweil äussern sich Experten eher dezent. «Das deutsche Konjunkturpaket kann für das Sentiment positiv sein. Dennoch wird es ein Strohfeuer bleiben und Geberit langfristig kaum Schub geben», sagt Alexander Koller, Analyst der Bank Vontobel, gegenüber cash.ch. «Auf die Dauer von mehreren Jahren sind fundamentale Grössen wie das weltweite Wirtschaftswachstum sowie die Zinsen und die Inflation in den USA und Europa ausschlaggebend.»

Für den Moment hat Koller den Sanitärtechnikkonzern mit «Hold» eingestuft und das Zwölf-Monate-Kursziel bei 490 Franken angesetzt. Gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag (592,40 Franken) sieht er die Geberit-Valoren um 17 Prozent sinken. Im Nachgang zum Jahresabschluss 2024 schreibt er, eine Belebung gegen Ende des Jahres in den Kernmärkten von Geberit sei ausgeblieben. Zudem hätten sich die Kostenvorteile im vierten Quartal verringert. «Schnelle Preissteigerungen werden daher als unwahrscheinlich angesehen.» Derweil konzentriere sich Geberit auf innovative Produkte sowie die konsequente Umsetzung der Marketingstrategie.

Auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bleibt mässig zuversichtlich. Sie stuft Geberit weiterhin mit «Marktgewichten» ein. Martin Hüsler, der zuständige ZKB-Analyst, erachtet die direkten Auswirkungen des Programms in Deutschland als «eher beschränkt». Allerdings dürfte eine Stimmungsaufhellung den gesamten deutschen Baumarkt positiv beeinflussen, so Hülser. Er veranschlagt den fairen Wert der Aktie mit 575 Franken - zirka 3 Prozent tiefer als der Schlusskurs vom Donnerstag.

Gemäss Experten sieht es folglich kaum danach aus, dass die Geberit-Aktie mittelfristig oder - aufgrund des Fiskalpakets - langfristig ausserordentlich stark steigen wird. Hochstände von über 750 Franken sahen die Valoren zuletzt in der zweiten Hälfte des Jahres 2021. Nach dem Abschwung im Frühjahr 2022 bewegten sie sich bis heute mehr oder weniger seitwärts. Parallel zum Kursverlauf von Geberit entwickelte sich die deutsche Wirtschaft schwach: Nach dem kräftigen Wachstum im Jahr 2021 drehte die Konjunktur und die Wachstumsraten fielen unter null Prozent.

Reto Zanettin
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