Vor wenigen Tagen zog der für Stifel tätige Analyst bei Holcim die Reissleine. Er erhöhte sein Kursziel für die Aktie zwar auf 57 (zuvor 52,50) Franken, nahm gleichzeitig jedoch das Anlageurteil von "Buy" auf "Hold" zurück. Für Gesprächsstoff sorgten in Börsenkreisen vor allem seine Schätzungen für das erste Quartal. Mit 452 Millionen Franken lag jene für den wiederkehrenden Betriebsgewinn unter den durchschnittlich von Berufskollegen erwarteten 460 Millionen Franken.

Allerdings sollte alles ganz anders kommen: Mit einem Umsatz von 5,73 Milliarden Franken und einem Betriebsgewinn in Höhe von 493 Millionen Franken übertrifft der Baustoffhersteller aus Zug selbst die kühnsten Erwartungen.

Das starke Abschneiden in den ersten drei Monaten ermöglicht es dem Unternehmen sogar, die diesjährigen Ziele anzuheben. Den Aktionärinnen und Aktionären wird neuerdings ein organisches Umsatzwachstum von mehr als 6 Prozent (zuvor 3 bis 5 Prozent) sowie ein um mehr als 10 Prozent höherer Betriebsgewinn in Aussicht gestellt.

Viele Analysten müssen ihre Schätzungen nun erhöhen

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 60 Franken fällt die Holcim-Aktie zurück. Zur Stunde verliert sie noch 0,3 Prozent  auf 58,70 Franken. Mit einem Kursplus von 22 Prozent seit Januar ist die Aktie noch immer weit oben auf der diesjährigen Liste der SMI-Gewinner zu finden.

Das überrascht nicht, kommt das Ergebnis in Analystenkreisen doch sehr gut an. Wie es heisst, hat sich das organische Umsatzwachstum im ersten Quartal mit 8 Prozent zwar etwas verlangsamt. Im Schlussquartal letzten Jahres konnte Holcim den Umsatz noch um 9,5 Prozent steigern. Alleine schon aufgrund der hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr waren Analysten für die ersten drei Monate durchschnittlich jedoch nur mit einem organischen Wachstum in Höhe von 6,7 Prozent ausgegangen.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, ist Holcim ein starker Jahresauftakt gelungen. Dass das Unternehmen bereits früh im Jahr die Ziele anhebt, zeugt ihres Erachtens von einer hohen Zuversicht in die weitere Entwicklung. Die Zürcher Bank rechnet im Jahresverlauf insbesondere für die Märkte Europa sowie Nord- und Südamerika mit einer guten Unterstützung durch hohe Zementpreise. Letztere sollten eine leichte Marktabschwächung und die Kosteninflation überkompensieren können. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Übergewichten".

Erstes Quartal das umsatzärmste des Jahres

Auch die Bank Vontobel findet vorwiegend lobende Worte. Sie begrüsst sowohl das prozentual zweistellige Umsatzwachstum in Lateinamerika als auch die Margenverbesserungen in Europa sowie in im Grossraum Asien Pazifik. Auch die Zürcher Bank unterstreicht, dass die Erhöhung der Ziele so früh im Jahr von grosser Zuversicht des Unternehmens in die eigene Projekt-Pipeline sowie in die Preisgestaltungsmacht zeugt. Vontobel preist die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 65 Franken an.

Etwas zurückhaltender gibt man sich bei Morgan Stanley. Die US-Investmentbank gibt zu bedenken, dass es sich beim ersten Quartal saisonal betrachtet um das umsatzärmste Quartal des ganzen Jahres handelt. Ausserdem stösst sie sich am Gewinneinbruch in Nordamerika sowie an den Anhaltspunkten für einen Lagerabbau im Dachgeschäft. Dennoch rät auch Morgan Stanley mit "Overweight" und einem Kursziel von 65 Franken zum Kauf der Aktie.

Auch in einem Kommentar der Bank Julius Bär dreht sich alles um den Lagerabbau im US-Dachgeschäft. Gut möglich, dass dieser Abbau an der Börse Vorbehalte wecke, so die Zürcher Bank. Sie stuft die Aktie deshalb weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 60 Franken ein.

Börsenbeobachtern zufolge sprechen nicht zuletzt auch die höheren Jahresvorgaben des Unternehmens selbst dafür, dass viele Analysten ihre Umsatz- und Gewinnerwartungen unter positiven Vorzeichen erhöhen müssen. Das wiederum könnte zu steigenden Kurszielen führen. Die Zuversicht der Firmenlenker strafe diejenigen, welche mit einer wirtschaftlichen Rezession und damit verbunden mit einer deutlichen Eintrübung des Tagesgeschäfts gerechnet hätten.