Der Baustoffhersteller Holcim dürfte im dritten Quartal 2025 einen leichten Rückgang von Umsatz und Betriebsgewinn ausweisen. Nach Ankündigung der Milliardenübernahme von Xella in Deutschland setzt Holcim für die Zukunft auf eine Beschleunigung des Geschäfts in Europa.

Konkret erwarten die von der Nachrichten einen Nettoumsatz von 4,016 Milliarden Franken, nach 4,141 Milliarden Franken im dritten Quartal 2024. Der wiederkehrende operative Gewinn (EBIT) dürfte auf 818 von 835 Millionen Franken gesunken sein. Die entsprechende Marge schätzen die Experten auf 20,4 Prozent. Im Vorjahresquartal lag sie bei 20,2 Prozent. In diesen Zahlen ist die Abspaltung von Amrize berücksichtigt.

Wie ist das dritte Quartal 2025 verlaufen?

«Wir glauben, dass das zweite Halbjahr genauso gut wird oder sogar besser wie die erste Jahreshälfte», hatte Konzernchef Miljan Gutovic Ende Juli bei der Vorlage der Halbjahreszahlen gesagt. In der grössten Region Europa sei die Pipeline an Infrastrukturprojekten sehr gesund.

So liefere Holcim beispielsweise Beton für den Neubau des zweiten Gotthard-Strassentunnels, sagte Gutovic. Zudem zeige der Wohnungsmarkt Anzeichen einer Erholung. Die Volumen im zweiten Halbjahr dürften sich entsprechend seitwärts entwickeln nach dem Rückgang in der ersten Jahreshälfte.

Für Europa rechnen Analysten im Schnitt zwar mit einem leichten Umsatzrückgang, der operative Gewinn (EBIT) dürfte aber das Vorjahresniveau erreichen. Belastet dürfte der Absatz nach Ansicht von Analysten in den grossen Märkten Deutschland, Frankreich und Grossbritannien sowie in Mexiko gewesen sein. Besser dürfte das Geschäft dagegen in Italien, Osteuropa und Nordafrika gelaufen sein. Rückenwind kommt von weiteren Preissteigerungen.

In der Region Afrika, Mittlerer Osten und Afrika dürfte Holcim ebenfalls zwar weniger Umsatz gemacht, aber den wiederkehrenden EBIT stabil gehalten haben. Dort hat Holcim das Geschäft in Nigeria an den chinesischen Konzern Huaxin Cement verkauft. Konkret ging die Beteiligung in Höhe von 83,81 Prozent an Lafarge Africa PLC an Huaxin. Der Unternehmenswert auf einer 100 Prozent-Basis liegt bei 1 Milliarde US-Dollar. In Lateinamerika wird ein weiterer Gewinnknick erwartet.

Erneut Gegenwind dürfte von der Währungsfront gekommen sein. Der Euro hat sich gegenüber dem Franken weiter abgewertet.

Welche Ziele strebt Holcim an?

Für das laufende Jahr erwartet Holcim ein Umsatzwachstum von 3 bis 5 Prozent in lokaler Währung. Der wiederkehrende EBIT soll gleichzeitig um 6 bis 10 Prozent in lokaler Währung zulegen. Die entsprechende Marge soll mehr als 18 Prozent erreichen. Zudem peilt Holcim einen Free Cashflow vor Leasingverhältnissen von rund 2 Milliarden Franken an. Zudem soll das Geschäft mit recycelten Bau- und Abbruchmaterialien um über 20 Prozent wachsen.

Geht die Einkaufstour weiter?

Holcim hat im ersten Halbjahr zehn Firmen in der ganzen Welt übernommen. Davon fanden acht in der grössten Region Europa statt. Und auf dem «Alten Kontinent» gab Holcim Anfang Woche die grösste Akquisition in den letzten vier Jahren bekannt: Für 1,85 Milliarden Euro übernimmt der Innerschweizer Konzern den deutschen Hersteller von vorfabrizierten Wandelementen Xella. Damit holt sich Holcim rund 1 Milliarde Euro an zusätzlichem Umsatz in die Bücher und stärkt den Bereich Building Solutions.

Xella ist mit über 4000 Mitarbeitern an mehr als 50 Standorten in 21 Ländern aktiv. Holcim beziffert die Grösse des gesamten Marktes für Wandsysteme in Europa im laufenden Jahr auf etwa 12 Milliarden Euro. Bis 2030 soll dieser Markt ein Volumen von 16 Milliarden Euro erreichen. Für die Wandsysteme von Xella allein erwartet Holcim bis 2030 ein jährliches Wachstum von mindestens 5 Prozent. Zudem hat Xella eine höhere Betriebsgewinnmarge als Holcim.

Wie hat sich der Aktienkurs entwickelt?

Seit der Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts in einen eigenen Konzern mit Namen Amrize am 23. Juni haben die Holcim-Aktien ein Viertel an Wert gewonnen. Derweil haben die Amrize-Aktien an der Schweizer Börse um 1,4 Prozent nachgegeben. An der New Yorker Börse betrug der Kursrückgang von Amrize gar 5,7 Prozent.

Was ist sonst noch zu beachten?

Holcim droht eine Verurteilung in einer «Klimaklage» vor dem Kantonsgericht Zug. An der Verhandlung Anfang September hat das Gericht allerdings noch kein Urteil gefällt. Dieses will das Gericht «zu gegebener Zeit» schriftlich eröffnen. Vier Bewohner einer indonesischen Insel verlangen vom Zementkonzern Wiedergutmachung für Schäden, die durch den Klimawandel verursacht wurden. Die kleine Insel Pari wird immer öfter überschwemmt. Holcim wies die Vorwürfe zurück.

(AWP)